- 67 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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dialektischen in Musik gesetzten Lehrstücken. Die Möglichkeiten technischer Experimente mit mechanischen Musikinstrumenten werden erläutert. Das Trautonium erklingt zum ersten Mal, das Musizieren mit unsichtbaren Partnern wird vorgeführt. Sopranstimmen sind in Baßlage umfrequentiert, und die Technik zeigt, wie man durch Übertragungen mit sich selbst Duett singen kann. Bert Brechts und Kurt Weills Schuloper "Der Jasager" und Wolfgang Fortners "Cress ertrinkt" machen ihren großen Zug durch die Höheren Schulen. Aus dieser angedeuteten Situation heraus hat Schünemann seine musikpädagogische Forderung erhoben.

Etwa 30 Jahre später, 1957, beendet Theodor W. Adorno 4 seinen Beitrag "Zur Musikerziehung" - ein Beitrag, der durch die Controverse mit der Laienmusik und der Singbewegung herausgefordert wurde -, so:

Unabdingbar aber scheint die Forderung, daß wahre musikalische Pädagogik terminiere im Verständnis dessen, was in der Kunstmusik in der Epoche verbindlich sich zuträgt.

Das Bild der Gegenwart veränderte sich in den 30 Jahren gegenüber dem vorherigen insofern, als mechanische Musikvermittlung ein riesiges Ausmaß angenommen hat und eine eigenständige elektronische Musik entwickelt worden ist. Der Jazz tritt mit dem Anspruch von Ernsthaftigkeit auf und mit eigenen Theorien. Die Zwölfton-Musik, als eine bestimmte kompositorische Technik, wird von ihren Vertretern als "der einzig gangbare Weg" bezeichnet und von ihnen dogmatisiert. Natürlich meint Adorno mit der "verbindlichen Kunstmusik der Epoche" vornehmlich die Zwölfton-Musik. Dem "ewig hinterherhinkenden Pädagogen" sei indessen erlaubt, diesen Beitrag zur Didaktik der Musik auf solche Musik der Gegenwart zu beschränken, deren Wertigkeit nicht mehr umstritten ist. An den Werken und dem Wirken dreier Meister, Paul Hindemith, Carl Orff und Béla Bartók, möchte es versucht werden. Es wird dabei notwendig sein, auf deren Schaffen und Schaffensweise auch fachlich einzugehen, um für die Folgerungen eine genügende Breite gemeinsamen Verständnisses zu haben.

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