- 59 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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Musikerziehung als Aufgabe in der Volksschule

Die Entwicklungspsychologie stellt für die verschiedenen Phasen der Kindheit ihre Erkenntnisse zur Verfügung, damit wir die uns anvertrauten Kinder pädagogisch richtig einzuschätzen wissen. Im engen Kontakt damit hat die Musik die Entwicklungsstufen musikalischen Ausdrucks und der Melodiegestalt aufgezeigt. Die Methodiker benutzen in stufenweisem Fortschreiten die melodischen Grundgestalten, um sowohl dem Kindlichen gerecht zu werden, als auch methodisch vorteilhaft vorzugehen. Das Empfinden für die Eigentümlichkeiten von Tritonik, Pentatonik, kirchentonigen Hexachorden verfeinert sich im Bewußtsein der Erzieher zunehmend, und schon zeigen sich hier und da Symptome, wie die aus Kinderlied und Volksliedüberlieferung emporgehobenen Schätze für die Entwicklung des Kindes dogmatisiert werden. Alle gewonnenen Erkenntnisse und ihre pädagogische Anwendung bedürfen ständiger Ergänzung durch die lebendige Wirklichkeit. In Georg Schünemanns Musikerziehung finden wir Notenbilder phonographischer Aufnahmen, in denen nicht nur die Formelsprache des Kinderliedes zu finden ist. Die schweifende, ungebundene Tonphantasie des Kindes braucht ihren Raum: Der Lehrer muß bereit sein, den eigenen Ausdruckswillen des Kindes abzuhorchen, zu benutzen, zu fördern oder zu lenken. Es gibt diese freie Ausdrucksweise der Kinder mit Tönen. Der vierjährige H. z.B. sang ostinat folgende Formel:


Sie läßt sich in die Kinderformeln, die uns bekannt sind, nicht einordnen. - Die großen Umwelteinflüsse musikalischer Art, nicht zuletzt durch Lautsprecher und Fernsehen etc., die Geräuschkulisse des täglichen Verkehrs, formen den Gehörsinn des Kindes und integrieren die Entwicklungsphase. Der Lehrer möge also zugreifen, sich die Erkenntnisse der Lied- und Melodieforschung zunutze machen und zugleich wach und beobachtungsfreudig für die unmittelbaren Äußerungen des Kindes sein. Der Lehrer, der in der Volksschule wirkt, kann von zweierlei Schwierigkeiten bedrängt sein:

1. Er selbst kann sich im vielfältigen Bereich der Musik nicht zurechtfinden.
2. Es fehlt ihm ein gültiges Leitbild für den Musikunterricht.

Zu 1.: Die Gegenwart holt, besonders durch die Verbreitungsmöglichkeit des Radios, die Kunstmusik aller abendländischen Epochen in


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