Diese Kanonmelodie sang mir einmal Kitty Trevelyan mit englischem Text vor. Ich achtete nicht der englischen Worte und unterlegte meine Zeilen. Erste und dritte Zeile tragen Rufcharakter, während die zweite einem Trommelspruch ähnelt. Das bewirkte die rhythmisierte Folge: "Amsel und Fink und Drossel und Star." Natürlich gibt es immer die Klügeren, die Wortumstellungen bei eingewöhnten Folgen nicht dulden und damit freilich dem Ursprungcharakter der zweiten Zeile nicht gerecht werden. Gottfried Wolters wiederum gefiel die holzschnittartige Formulierung der Melodie nicht, er glaubte, sie mit Floskeln anreichern zu müssen. 5 - Fritz Jöde veröffentlichte seinerseits diese Version mit anderen Worten, Jedoch seine Fassung setzte sich nicht durch. 6 Der langjährige Vorsitzende des Deutschen Sängerbundes, Dr. Willi Engels, schrieb mir einstmals, daß man auf seine Anfrage in England antwortete, der Kanon sei dort nicht bekannt. Er meinte dazu, seine Worte seien der Melodie so adäquat, daß es sich kaum um eine Unterlegung handeln könne. Dem ist nicht so. 7 Mit "Sonne im Mai" gelang mir erstmalig eine übertragbare Grundform, um Kanons zu tanzen. 8 Kein Zweifel, die "Rhythmisch-Musikalische Erziehung" (Richtung Elfriede Feudel) suchte immer wieder kanonische Formen in Raumbewegung umzusetzen. Götsch baute mit kanonischen Einsätzen bewegungsmäßige Szenen auf, z.B. mit Haydn's Kanon "Sag, was schwellt des Liedes Töne". Mir lag daran, griffige Grundformen zu finden, die volkstanzmäßig schnell übertragbar sind. So entstand die erste Prägung dieser Art unter dem Titel "Kanon getanzt". - Meine Fantasie für dergleichen wäre nie in Gang gekommen, hätte ich nicht über Jahre zum Englischen Kontratanz, zu Schwert-, Stock- und Morristänzen mit der Geige aufgespielt und auch gelegentlich mitgetanzt. |