Vorbemerkung des Herausgebers
Ein Buch, das sich in der aktuellen Situation mit der Online-Distribution von
Medieninhalten befasst, muss damit rechnen, zum Zeitpunkt des Erscheinens in Teilen
bereits überholt zu sein. Gerade die Musikwirtschaft hat mit der Unberechenbarkeit des
Medienwandels ihre Erfahrungen machen müssen. Nach ersten vorsichtigen
Versuchen ab Ende der 90er Jahre »Music on Demand« zu vermarkten kam die
»Napster-Revolution« und mit ihr eine Phase der Neuorientierung, der Experimente und
der Visionen. Bis heute ungelöst – und hier liegt die Ursache für divergierende
Vorstellungen und Marketing-Konzepte – ist die Frage, wie die durchaus revolutionären
kulturellen und ökonomischen Potentiale digitaler Netze sinnvoll verbunden werden
können.
Mit neuen Vorschlägen zu einer Informationsethik zwischen »Napsterisierung« und
»Venterisierung« (Rainer Kuhlen), einer Netzkultur der »Allmende« (Volker Grassmuck)
und zum Urheberrecht einer »Free Culture« (Lawrence Lessig) manifestiert sich
aktuell das Bestreben, den weiten Raum digitaler Netze zwischen privater und
öffentlicher, zwischen kommerzialisierter und freier Kultur zu erkunden und
zu besetzen. Die vorliegende Arbeit von Jan Strack konnte diesen neuesten
Stand der Diskussion, wie er etwa im letzten Jahr als emphatische Kontroverse
um die »Creative Commons« die Szene beherrschte, nicht mehr einbeziehen.
Dennoch liefert sie einen wichtigen Baustein musikwissenschaftlicher Literatur im
Grenzbereich von Wirtschaft, Musik und Medien. Sie stellt aus allen drei Bereichen
ein präzises Dossier zusammen, dessen Einzelaspekte mit Strukturanalysen,
technischen Funktionen und wirtschaftlichen Positionen ein Gesamtbild geben, das als
Grundlage für jede weitere vertiefende und künftige Diskussion wünschenswert
ist.
Lüneburg, im April 2005 Rolf
Großmann
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