- 92 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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auf die kostenpflichtigen, in ihrer Qualität gesicherten und zum Teil mit Mehrwerten angereicherten legalen Angebote des Online-Markts um. Auch hier wird irgendwann eine kritische Masse erreicht, sodass der Kundenstamm durch Netzeffekte beständig wächst.

Schließlich wird, in Phase 3, der Online-Markt der Handelsschwerpunkt der Tonträgerindustrie und entzieht sowohl dem Markt für physische Tonträger als auch den Tauschbörsen Marktanteile.

Genauso wie es bis heute Personen gibt, die Tonträger im Vinyl-Format favorisieren, werden auch zu diesem Zeitpunkt Musikkonsumenten dem CD-Format sowie den neuen Formaten DVD-Audio und SACD treu bleiben. Auch die illegalen Tauschbörsen werden allerdings weiter bestehen, da besonders Personenkreise mit niedrigem Budget auf diese Weise ihren Bedarf nach Musiktiteln decken.

Hierdurch entstehende Verluste können jedoch gegebenenfalls durch eine größere Käuferreichweite wettgemacht werden. Das Potenzial der so genannten Nicht-Käufer, die zwar musikinteressiert sind, aber den Weg in den Tonträgerhandel bisher nicht gefunden haben, kann durch Online-Angebote erschlossen werden. Zudem sind die Gewinnspannen durch das Wegfallen der Tonträger-Herstellungskosten höher und durch eine Umgehung des Handels können dessen Margen zumindest zum Teil eingestrichen werden.

Mit den Internet-Providern, über deren Netze der Online-Handel abgewickelt wird, kommen jedoch neue Geschäftspartner ins Spiel, die ihrerseits an den Gewinnen beteiligt werden wollen. Diese Symbiose aus Netz- und Inhalteanbietern ist bereits bei Popfile (Universal Music und Deutsche Telekom) bzw. bei MusicNet (Warner Music/BMG/EMI und AOL) zu erkennen.

Der Netzanbieter sichert den Zugang zu den entsprechenden Internetportalen und gewährleistet eine störungsfreie und technisch perfekte Übermittlung der Musikdateien, während der Inhalteanbieter »Tonträgerindustrie« die Musikaufnahmen an den Kunden bringt, also das Marketing übernimmt. Es entsteht eine fragmentierte, zweigeteilte Wertschöpfungskette, in die auch der traditionelle physische Tonträgerhandel weiterhin integriert ist. Mit Internet-Radio und Web-TV kommen zusätzliche Akteure hinzu, die allerdings nicht Thema der vorliegenden Arbeit sind und daher nicht näher betrachtet wurden. Die folgende Abbildung der neuen Wertschöpfungskette stellt abschließend den gesamten, zunehmend multimedial geprägten Kontext, also auch Video und Text, dar.

Ergänzend sei noch erwähnt, dass für die in der Einleitung in Zusammenhang mit der Selbstvermarktung von Musik über das Internet in Aussicht gestellte Emanzipation der Musikschaffenden gegenüber der Tonträgerindustrie bisher keine nennenswerten Anzeichen zu finden sind. Die Situation der Musikschaffenden bleibt daher im »Zeitalter des Zugangs« an das Schicksal der Tonträgerindustrie geknüpft.


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