auf die kostenpflichtigen, in ihrer Qualität gesicherten und zum Teil mit Mehrwerten
angereicherten legalen Angebote des Online-Markts um. Auch hier wird irgendwann eine
kritische Masse erreicht, sodass der Kundenstamm durch Netzeffekte beständig
wächst.
Schließlich wird, in Phase 3, der Online-Markt der Handelsschwerpunkt der
Tonträgerindustrie und entzieht sowohl dem Markt für physische Tonträger als auch den
Tauschbörsen Marktanteile.
Genauso wie es bis heute Personen gibt, die Tonträger im Vinyl-Format favorisieren,
werden auch zu diesem Zeitpunkt Musikkonsumenten dem CD-Format sowie den neuen
Formaten DVD-Audio und SACD treu bleiben. Auch die illegalen Tauschbörsen werden
allerdings weiter bestehen, da besonders Personenkreise mit niedrigem Budget auf diese
Weise ihren Bedarf nach Musiktiteln decken.
Hierdurch entstehende Verluste können jedoch gegebenenfalls durch eine größere
Käuferreichweite wettgemacht werden. Das Potenzial der so genannten Nicht-Käufer, die
zwar musikinteressiert sind, aber den Weg in den Tonträgerhandel bisher nicht gefunden
haben, kann durch Online-Angebote erschlossen werden. Zudem sind die Gewinnspannen
durch das Wegfallen der Tonträger-Herstellungskosten höher und durch eine
Umgehung des Handels können dessen Margen zumindest zum Teil eingestrichen
werden.
Mit den Internet-Providern, über deren Netze der Online-Handel abgewickelt wird,
kommen jedoch neue Geschäftspartner ins Spiel, die ihrerseits an den Gewinnen beteiligt
werden wollen. Diese Symbiose aus Netz- und Inhalteanbietern ist bereits bei Popfile
(Universal Music und Deutsche Telekom) bzw. bei MusicNet (Warner Music/BMG/EMI
und AOL) zu erkennen.
Der Netzanbieter sichert den Zugang zu den entsprechenden Internetportalen und
gewährleistet eine störungsfreie und technisch perfekte Übermittlung der Musikdateien,
während der Inhalteanbieter »Tonträgerindustrie« die Musikaufnahmen an den Kunden
bringt, also das Marketing übernimmt. Es entsteht eine fragmentierte, zweigeteilte
Wertschöpfungskette, in die auch der traditionelle physische Tonträgerhandel weiterhin
integriert ist. Mit Internet-Radio und Web-TV kommen zusätzliche Akteure hinzu, die
allerdings nicht Thema der vorliegenden Arbeit sind und daher nicht näher betrachtet
wurden. Die folgende Abbildung der neuen Wertschöpfungskette stellt abschließend den
gesamten, zunehmend multimedial geprägten Kontext, also auch Video und Text,
dar.
Ergänzend sei noch erwähnt, dass für die in der Einleitung in Zusammenhang
mit der Selbstvermarktung von Musik über das Internet in Aussicht gestellte
Emanzipation der Musikschaffenden gegenüber der Tonträgerindustrie bisher keine
nennenswerten Anzeichen zu finden sind. Die Situation der Musikschaffenden
bleibt daher im »Zeitalter des Zugangs« an das Schicksal der Tonträgerindustrie
geknüpft.