Eine sehr enge Zusammenarbeit also bestand. Berg zog überdies die Beiträge solcher Schüler wie Erwin Stein und Adorno als Unterlage für seine eigenen Schriften und Unterrichtskurse zu Rate. Dies geht aus dem großen Konvolut seiner Aufzeichnungen über Schönbergs Musik hervor, das mehr als 1000 Blatt enthält. Nachfolgende Untersuchung führt die Berührungspunkte und Anregungen, die Berg in Adornos Analysen fand, an und stellt - trotz aller Überschneidungen - Bergs unterschiedliche Auffassung der Materie zu Adornos Bewertung fest. Am Beginn des Konvolutes liegt ein Zettel mit Notizen von Berg, die wie folgt lesen:
"Arnold Schönberg:
Der Unterschied zwischen Adorno, dem musikalischen Intellektuellen, und dem Auffassungsvermögen des genialen Komponisten Alban Berg besteht darin, daß Berg sich in der Sprache der Musik ausdrückte und weniger in sprachlichen Formulierungen. Im Gegensatz zu Adorno ging Berg, dessen analytische Entwürfe auf den ersten Blick in eher stichwortartigen Phrasen formuliert sind, von den Noten aus. Während Adorno jedoch in eher allgemein formulierten Sätzen die Problematik der "Neuen Musik" bloß "antupfte", dachte sie Berg anhand der vielen Musikbeispiele präzis und gründlich durch. Berg versuchte als Schwerpunkt des Schaffens Arnold Schönbergs einen Überblick der Werke von Opus 11-22 aufzustellen. Es war aber in allen Aufsätzen üblich, die aus dem unmittelbaren Kreis um Schönberg stammten, eine Analyse eines bestimmten Werkes als Ausgangspunkt für eine Erläuterung der Hauptmerkmale der Schönbergschen Musik zu betrachten. Adornos Analyse der Orchesterstücke op. 16 ist ein typisches Beispiel dafür. In diesem Aufsatz handelt es sich nicht nur um die Orchesterstücke, sondern Bezug wird zugleich auch auf andere Werke von Schönberg genommen. Wie weit Adornos Aufsatz Berg angeregt hat, läßt sich näher feststellen Vergl. S. 115/116). |