- 55 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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6.  Hypothesen

6.1.  Hypothese 1: Der Kehlkopf bewegt sich bei musikalischer Klangvorstellung stärker als bei Entspannung

Um diverse Bedeutungsaspekte motorischer Prozesse im Stimmapparat für die musikalische Klangvorstellung untersuchen zu können, bedarf es zunächst einer empirischen Überprüfung ihrer Existenz. Die referierten Studien zu sprachlichen Vorstellungsinhalten legen nahe, dass mentale Aktivitäten von motorischen Prozessen im Stimmapparat begleitet werden. Auch die oben beschriebenen musikbezogenen Studien scheinen dies zu unterstützen. Es ist daher davon auszugehen, dass die Aktivität der an der Klangerzeugung beteiligten Muskeln im Stimmapparat bei allen Menschen beim Vorstellen von Musik signifikant höher ausfällt als bei einer Entspannungsaufgabe (EMG (Klangvorstellung) > EMG (Entspannung)).

6.2.  Hypothese 2: Die Kehlkopfaktivität bei Musikwahrnehmung unterscheidet sich nicht von der beim Vorstellen zuvor gehörter Musik

Die Mehrzahl der für diese Arbeit recherchierten Studien deuten daraufhin, dass auch bereits beim Hören sprachbezogener Inhalte Muskelaktivitäten im Stimmapparat auftreten. In neurophysiologischen Studien zeigte sich außerdem bei der Vorstellung und Wahrnehmung von Musik eine Aktivierung motorischer Gehirnareale, die an der Vokalisation/Phonation beteiligt sind. Da zudem der Akt der Hörwahrnehmung auf klangliche Vorstellungsbilder angewiesen ist, liegt somit nahe zu vermuten, dass sich Vorstellen und Hören von Musik hinsichtlich motorischer Prozesse im Stimmapparat nicht signifikant voneinander unterscheiden (EMG (Musikwahrnehmung) = EMG (Vorstellen des Gehörten)).

6.3.  Hypothese 3: Der Kehlkopf bewegt sich beim Hören von Musik stärker als beim Notenlesen

In neurophysiologischen Studien wurde festgestellt, dass akustisch dargebotene musikalische Reize motorische Hirnareale stärker aktivieren als visuelle. Auch z. B. bei A. N. Sokolov (1972) rief das Hören sprachlicher Inhalte stärkere elektromyographische Werte in der Kehlkopfmuskulatur hervor als das Lesen selbiger. Es wird deshalb folgende Hypothese aufgestellt: die Kehlkopfaktivität bei der Vorstellung zuvor gehörter Musik fällt signifikant höher aus als jene bei visueller Präsentation (EMG (Musikwahrnehmung) > EMG (Notenlesen)).


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