6. Hypothesen
6.1. Hypothese 1: Der Kehlkopf bewegt sich bei musikalischer Klangvorstellung stärker
als bei Entspannung
Um diverse Bedeutungsaspekte motorischer Prozesse im Stimmapparat für die musikalische
Klangvorstellung untersuchen zu können, bedarf es zunächst einer empirischen
Überprüfung ihrer Existenz. Die referierten Studien zu sprachlichen Vorstellungsinhalten
legen nahe, dass mentale Aktivitäten von motorischen Prozessen im Stimmapparat
begleitet werden. Auch die oben beschriebenen musikbezogenen Studien scheinen dies
zu unterstützen. Es ist daher davon auszugehen, dass die Aktivität der an der
Klangerzeugung beteiligten Muskeln im Stimmapparat bei allen Menschen beim
Vorstellen von Musik signifikant höher ausfällt als bei einer Entspannungsaufgabe
(EMG (Klangvorstellung) > EMG (Entspannung)).
6.2. Hypothese 2: Die Kehlkopfaktivität bei Musikwahrnehmung unterscheidet sich nicht
von der beim Vorstellen zuvor gehörter Musik
Die Mehrzahl der für diese Arbeit recherchierten Studien deuten daraufhin, dass auch
bereits beim Hören sprachbezogener Inhalte Muskelaktivitäten im Stimmapparat auftreten.
In neurophysiologischen Studien zeigte sich außerdem bei der Vorstellung und
Wahrnehmung von Musik eine Aktivierung motorischer Gehirnareale, die an der
Vokalisation/Phonation beteiligt sind. Da zudem der Akt der Hörwahrnehmung auf
klangliche Vorstellungsbilder angewiesen ist, liegt somit nahe zu vermuten, dass sich
Vorstellen und Hören von Musik hinsichtlich motorischer Prozesse im Stimmapparat nicht
signifikant voneinander unterscheiden (EMG (Musikwahrnehmung) = EMG (Vorstellen des
Gehörten)).
6.3. Hypothese 3: Der Kehlkopf bewegt sich beim Hören von Musik stärker als beim
Notenlesen
In neurophysiologischen Studien wurde festgestellt, dass akustisch dargebotene musikalische
Reize motorische Hirnareale stärker aktivieren als visuelle. Auch z. B. bei A. N. Sokolov
(1972) rief das Hören sprachlicher Inhalte stärkere elektromyographische Werte in der
Kehlkopfmuskulatur hervor als das Lesen selbiger. Es wird deshalb folgende Hypothese
aufgestellt: die Kehlkopfaktivität bei der Vorstellung zuvor gehörter Musik fällt signifikant
höher aus als jene bei visueller Präsentation (EMG (Musikwahrnehmung) > EMG (Notenlesen)).
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