- 2 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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In zahlreichen Studien wurden Hinweise gefunden, dass im Gedächtnis wahrnehmungsanaloge Spuren von Musik gespeichert werden können. Es wurde nachgewiesen, dass musikalische Klangvorstellungen ziemlich präzise Informationen bezüglich Tempo, Tonhöhe, melodischer und harmonischer Beziehungen sowie der Klangfarbe beinhalten (vgl. die Zusammenstellungen bei Reisberg 1992 und Godøy & Jørgensen 2001). Darüberhinaus zeigte sich, dass bei der Melodievorstellung und -wahrnehmung dieselben Hirnareale aktiv sind (Beisteiner et al. 1994, Zatorre & Halpern 1993; Zatorre et al. 1996; Halpern & Zatorre 1999; Janata 2001a; 2001b). Die Vorstellung musikalischen Klangs kann demnach theoretisch tatsächlich eine sensorische Qualität erreichen, die der Wahrnehmungserfahrung ähnlich ist. Gemäß Dorsch (Psychologisches Wörterbuch) treten Vorstellungen in der Regel jedoch in geringerer Schärfe und Deutlichkeit auf als Wahrnehmungen (vgl. 1998, S. 937).

Ganz offensichtlich sind nicht nur Musiker in der Lage, Erinnerungen akustischer Ereignisse aus dem Gedächtnis abzurufen, die zumindest einige Charakteristika mit der ursprünglichen akustischen Erfahrung gemeinsam haben. Die Erinnerung des markanten Klangs eines Sängers, eines Rock/Pop-Stückes, oder eines Klingeltons eines Mobiltelefons stellen alle Beispiele für geläufige auditive Vorstellungen dar. In einer Umfrage unter 500 nicht-studentischen Erwachsenen konstatierte P. McKellar (1965), dass 93 % der Befragten berichteten, in irgendeiner Form bereits die Erfahrung wahrnehmungsanaloger klanglicher Vorstellungen gemacht zu haben. Eine Befragung von Marie Agnew (1922) zur Verbreitung von Klangvorstellungen mit musikalischem Inhalt unter Musikern, Psychologen und Kindern deutet ebenfalls darauf hin, dass jeder Mensch prinzipiell die Fähigkeit hat, Klang zu imaginieren. Jedoch scheint die musikalische Klangvorstellung bei musikalischen Laien im Vergleich zu Musikern »schwächer« oder »blasser« auszufallen. Dies wird durch die Tatsache unterstützt, dass musikalisch wenig vorgebildete Menschen bei auditiven Imaginationsaufgaben signifikant schlechter abschneiden als musikalisch gebildete (Aleman et al. 2000).

Musikalische Klangvorstellung und »Inneres Singen«

Hinsichtlich des Zustandekommens, Abrufens oder Aufrechterhaltens musikalischer Klangvorstellungen ist wenig bekannt. Kosslyn (1981) vertrat die Auffassung, dass Vorstellungsbilder allgemein in einem internen analogen Arbeitsspeicher wie auf einem Bildschirm aufgebaut werden und dann vom Wahrnehmungssystem in der gleichen Weise verarbeitet werden wie Gegebenheiten der Außenwelt. Wie auch die obigen Zitate von Henry Cowell sowie Rolf Inge Godøy und Harald Jørgensen zeigen, scheint man generell davon auszugehen, dass es sich bei musikalischer Klangvorstellung um einen auf Vorgängen im Gehirn beruhenden »rein geistigen Prozess« handelt. In einer Untersuchung von N. Tan (1979) versuchten viele Probanden (Musiker und musikalische Laien) sich diverse Tonhöhen mittels ›Repetition in Gedanken‹ zu merken bzw. im Gedächtnis zu behalten. In diesem Zusammenhang tauchen in der musikpsychologischen Literatur Begriffe wie »Inneres« bzw. »innerliches Singen«, »Innere Stimme« oder »Subvokalisation« auf. Die


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