im »AMMA«-Test setzt voraus,
dass man möglichst viele (bis alle) Items richtig beantwortet. Dazu müssen auch Items mit
erhöhtem Schwierigkeitsgrad erfolgreich bearbeitet werden. Testpersonen mit niedrigem
Perzentilrang haben aller Wahrscheinlichkeit nach vor allem die leichteren Testitems gelöst
und möglicherweise vor der schwierigeren kapituliert oder geraten. Die gefundene
Korrelation wäre dann eher auf die Komplexität der Items als auf den erreichten
Perzentilrang an sich zurückzuführen. Dies würde bedeuten, dass schwierigere
musikalische Hör-/Vorstellungsaufgaben einen gesteigerten Einsatz des Stimmapparates
erfordern bzw. dieser damit einhergeht. Diese Hypothese ließe sich in einem weiteren
Versuch durch direkte Messung der EMG-Werte beim Lösen der »AMMA«-Items
überprüfen.
Möglicherweise spielen die Kehlkopfbewegungen auch eine Rolle bei der bereits
beim Musikhören erfolgenden Trennung gleichzeitig erklingender Töne in mehrere
selbständige Linien, die sich durch ihre Tonhöhenlage deutlich unterscheiden. Dieses
Phänomen wird in der angloamerikanischen Literatur als »stream segregation«
bezeichnet (vgl. Bregman 2001). Diese These ließe sich nur empirisch überprüfen,
wenn es gelänge, die Kehlkopfmuskulatur effektiv zu lähmen und zu beobachten,
ob eine bekannte Melodie aus mehreren verschiedenen gleichzeitig erklingenden
musikalischen Linien herausgehört werden kann. Solche Experimente verbieten sich aus
gesundheitlichen und ethischen Gründen. Zudem ist fraglich, ob die periphere
Muskulatur bei der Klangvorstellung überhaupt noch dringend erforderlich ist,
wenn sich im Laufe der musikalischen Entwicklung das neuronale Netzwerk durch
Lernprozesse ausreichend entwickelt hat. Vielleicht genügt dann auch eine durch
assoziative Verknüpfung ausgelöste Reizung spezifischer z. B. von den Kehlkopfmuskeln
zum Gehirn verlaufender afferenter Nervenbahnen, um in der Klangvorstellung
verschiedene melodische Einheiten entstehen zu lassen bzw. diese unterscheiden zu
können.
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