- 145 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (144)Nächste Seite (146) Letzte Seite (202)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

im »AMMA«-Test setzt voraus, dass man möglichst viele (bis alle) Items richtig beantwortet. Dazu müssen auch Items mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad erfolgreich bearbeitet werden. Testpersonen mit niedrigem Perzentilrang haben aller Wahrscheinlichkeit nach vor allem die leichteren Testitems gelöst und möglicherweise vor der schwierigeren kapituliert oder geraten. Die gefundene Korrelation wäre dann eher auf die Komplexität der Items als auf den erreichten Perzentilrang an sich zurückzuführen. Dies würde bedeuten, dass schwierigere musikalische Hör-/Vorstellungsaufgaben einen gesteigerten Einsatz des Stimmapparates erfordern bzw. dieser damit einhergeht. Diese Hypothese ließe sich in einem weiteren Versuch durch direkte Messung der EMG-Werte beim Lösen der »AMMA«-Items überprüfen.

Möglicherweise spielen die Kehlkopfbewegungen auch eine Rolle bei der bereits beim Musikhören erfolgenden Trennung gleichzeitig erklingender Töne in mehrere selbständige Linien, die sich durch ihre Tonhöhenlage deutlich unterscheiden. Dieses Phänomen wird in der angloamerikanischen Literatur als »stream segregation« bezeichnet (vgl. Bregman 2001). Diese These ließe sich nur empirisch überprüfen, wenn es gelänge, die Kehlkopfmuskulatur effektiv zu lähmen und zu beobachten, ob eine bekannte Melodie aus mehreren verschiedenen gleichzeitig erklingenden musikalischen Linien herausgehört werden kann. Solche Experimente verbieten sich aus gesundheitlichen und ethischen Gründen. Zudem ist fraglich, ob die periphere Muskulatur bei der Klangvorstellung überhaupt noch dringend erforderlich ist, wenn sich im Laufe der musikalischen Entwicklung das neuronale Netzwerk durch Lernprozesse ausreichend entwickelt hat. Vielleicht genügt dann auch eine durch assoziative Verknüpfung ausgelöste Reizung spezifischer z. B. von den Kehlkopfmuskeln zum Gehirn verlaufender afferenter Nervenbahnen, um in der Klangvorstellung verschiedene melodische Einheiten entstehen zu lassen bzw. diese unterscheiden zu können.


Erste Seite (i) Vorherige Seite (144)Nächste Seite (146) Letzte Seite (202)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 145 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen