- 266 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Beispiel 10: Uspenskij, Nr. 4

des ersten Couplets überein, insofern ergibt sich hier eine A-B-A-C-A-B-A- Form. Die kanonische und polyrhythmische Bearbeitung der drei Melodien (die ersten beiden sind diastematisch identisch) weist auf den dritten Satz voraus und sorgt auf diese Weise für zyklische Verknüpfung. Das vierte und letzte Couplet (T. 109–121) ist nicht selbständig, sondern kombiniert als Überleitung Elemente aus dem ersten Couplet und dem Rondo-Thema.

Der dritte Satz, Mesto überschrieben, verarbeitet nach dem Muster Thema und Variationen drei ›Poglasizy‹, denen jeweils der gleiche Text zugrunde liegt – »Der Herr hat dich gerufen, höre seine Stimme« – und die alle bereits im zweiten Satz verwendet wurden. Satztechnisch verfährt Schnittke so, daß sich tatsächlich eine imaginäre Szenerie ergibt, so als sei hier eine Trauergemeinde versammelt, die vom »gesprochenen« Gebet in Wehklagen ausbricht: Zunächst erklingen die drei Melodien streng syllabisch und mit den exakten Tonhöhen der Vorlagen; wie in einer Antiphon antworten sich Männerchor und gemischter Chor. Die Sekund-Reibungen, die die melodischen Linien eintrüben, mögen ein zusätzliches realistisches Moment sein (T. 1–12 verwendet Uspenskij Nr. 10, s. Beispiel 12b; T. 13–28 liegt Uspenskij Nr. 16 zugrunde, s. Beispiel 8; T. 29–40 beruht auf Uspenskij Nr. 34, s. Beispiel 12c). Im weiteren Verlauf werden die einzelnen Choralzeilen nicht wiederholt, sondern zunehmend von weiträumigen, expressiven Kontrapunkten,


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