- 264 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Beispiel 8: Uspenskij, Nr. 16 (Übertragung von N. Uspenskij)

geschweige denn eine diastematisch und rhythmisch exakte Übernahme vermuten. Die weiteren Rondo-Teile (T. 30–43, T. 66–79, T. 98–108) setzen diese Zitiertechnik, beim ersten Mal mit Phasenüberlappungen, fort; T. 66–79 sind zusätzlich variiert, indem Schnittke die Repetitionen in den Oberstimmen in Triller verwandelt und stellenweise das Transpositionsverhältnis ändert. Die letzte Wiederkehr (T. 122ff.) greift die Repetitionen in allen Stimmen wieder auf, allerdings liegen hier, ohne das man das hörend wahrnehmen könnte, Rudimente des im ersten Satz zitierten Hymnus zugrunde, die den Rückgriff auf das Motto-Zitat (»bis in Ewigkeit«) vorbereiten. Auch sämtliche Couplets beruhen auf Zitaten. Das erste (T. 15–29, vgl. Beispiel 9) verwendet eine ›Poglasica‹, einen Eingangsgesang, mit dem Text: »Herr, ich habe dich gerufen, höre uns, Herr« (Beispiel 8). Schnittke legt die Melodie mit erheblichen rhythmischen und diastematischen Veränderungen in die Oberstimme; er entwickelt daraus einen polyrhythmischen Kanon in unterschiedlichen Sekundabständen, hinzu kommen Varianten.

Für das zweite und mittlere Couplet (T. 44–65, vgl. Beispiel 11) verwendet Schnittke die ›stichira‹, das Sticheron (Beispiel 10), mit dem Text »Nimm Heiliger und Gott unsere abendlichen Gebete an und vergib uns unsere Sünden, denn Du bist das einzige Wesen auf der Erde, das auferstanden ist.« Auch hier liegt die Melodie im Verhältnis 1:2 verkleinert und ohne wesentliche rhythmische Veränderungen in der ersten Violine; in die Diastematik aber hat Schnittke gravierend eingriffen. Die anderen Stimmen bilden dazu wiederum einen polyrhythmischen Kanon, der allerdings nicht konsequent durchgeführt wird.

Das dritte Couplet (T. 80–97, vgl. Beispiele 13a und 13b) verwendet drei ›Poglasizy‹, drei Eingangsgesänge (Beispiele 12 a–c), den ersten auf den Text »Durch die Versuchung der Schlange sind mir die Früchte des Paradieses verwehrt«; die beiden anderen stimmen im Wortlaut mit dem
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