geschweige denn eine diastematisch und rhythmisch exakte Übernahme
vermuten. Die weiteren Rondo-Teile (T. 30–43, T. 66–79, T. 98–108)
setzen diese Zitiertechnik, beim ersten Mal mit Phasenüberlappungen,
fort; T. 66–79 sind zusätzlich variiert, indem Schnittke die Repetitionen
in den Oberstimmen in Triller verwandelt und stellenweise das Transpositionsverhältnis
ändert. Die letzte Wiederkehr (T. 122ff.) greift die Repetitionen
in allen Stimmen wieder auf, allerdings liegen hier, ohne das man das hörend
wahrnehmen könnte, Rudimente des im ersten Satz zitierten Hymnus zugrunde,
die den Rückgriff auf das Motto-Zitat (»bis in Ewigkeit«)
vorbereiten. Auch sämtliche Couplets beruhen auf Zitaten. Das erste
(T. 15–29, vgl. Beispiel 9) verwendet eine ›Poglasica‹, einen Eingangsgesang,
mit dem Text: »Herr, ich habe dich gerufen, höre uns, Herr«
(Beispiel 8). Schnittke legt die Melodie mit erheblichen rhythmischen und
diastematischen Veränderungen in die Oberstimme; er entwickelt daraus
einen polyrhythmischen Kanon in unterschiedlichen Sekundabständen, hinzu
kommen Varianten.
Für das zweite und mittlere Couplet (T. 44–65, vgl. Beispiel
11) verwendet Schnittke die ›stichira‹, das Sticheron (Beispiel 10), mit
dem Text »Nimm Heiliger und Gott unsere abendlichen Gebete an und vergib
uns unsere Sünden, denn Du bist das einzige Wesen auf der Erde, das
auferstanden ist.« Auch hier liegt die Melodie im Verhältnis 1:2
verkleinert und ohne wesentliche rhythmische Veränderungen in der ersten
Violine; in die Diastematik aber hat Schnittke gravierend eingriffen. Die
anderen Stimmen bilden dazu wiederum einen polyrhythmischen Kanon, der allerdings
nicht konsequent durchgeführt wird.
Das dritte Couplet (T. 80–97, vgl. Beispiele 13a und 13b) verwendet
drei ›Poglasizy‹, drei Eingangsgesänge (Beispiele 12 a–c), den ersten
auf den Text »Durch die Versuchung der Schlange sind mir die Früchte
des Paradieses verwehrt«; die beiden anderen stimmen im Wortlaut mit
dem