- 261 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Beispiel 5b: 1. Satz, T.  33–38

in eine neutrale Richtung zu deuten; denn erstens weist nichts in dem Hymnus auf negative Verknüpfungen hin, zweitens gilt das auch nicht für die Couplets, die mit ihren Zitaten kommentierend hinzutreten, und drittens besteht das Besondere dieses Rondos darin, daß sich seine A-Teile nicht wiederholen, sondern nach und nach den gesamten Hymnus verarbeiten, gleichsam verbrauchen – so wie sich Lebenszeit verbraucht, ohne daß der Mensch es wahrnimmt. Wie Schnittke den Hymnus verarbeitet, sei exemplarisch am ersten A-Teil (Beispiel 7) gezeigt.

Der Hymnus ist modal, mit Finalis a; Schnittke transponiert ihn eine kleine Terz aufwärts. Entsprechend erscheint die Oberstimme in den Zweiunddreißigsteln der ersten Violine in den jeweils akzentuierten Noten; die rhythmischen Werte sind in Repetitionen aufgelöst, stimmen aber exakt mit denen der Vorlage überein. Die Mittel- und Hauptstimme ist nach dem gleichen Muster in die Septolen der zweiten Violine, die Unterstimme in die Quintolen des Cellos eingearbeitet. Die Bratschen-Sextolen verdoppeln jeweils eine der anderen Stimmen. Wüßte man nicht dank Valentina Cholopowa und Jewgenija Tschigarjowa, daß es sich hier um ein Zitat handelt, man würde mit einem solchen Satz niemals orthodoxe Kirchenmusik assoziieren,


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