- 95 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
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Augen. Ihm ist, als wälzten sich alle übereinander (Berg, Wozzeck 337-341). Der Vorhang fällt. Die Bühnenmusik verstummt. Der Walzer im Orchester steigert Tempo und Intensität. In Triolen aufsteigende Hornsignale bilden eine apokalyptische Klangvision, die mit Beginn der fünften Szene des zweiten Aktes abrupt endet.

     Wozzeck liegt bei den Soldaten in der Schlafstube und kommt nicht zur Ruhe. Seine inneren Stimmen und Gesichter vermischen sich mit Erinnerungen an die Ereignisse der Wirtshausszene. Er betet. Der betrunkene Tambourmajor betritt die Stube und brüstet sich mit Marie. Wozzeck und der Tambourmajor ringen. Wozzeck unterliegt. Der Tambourmajor läßt von ihm ab, erhebt sich und pfeift ein Lied. Wozzeck blutet. Eine Ländlerbegleitung im Dreiachteltakt überlagert im Orchester den fortlaufenden Zweivierteltakt (Vgl. Beispiel S. 96). Die Soldaten, die sich während des Ringkampfs von ihren Pritschen aufgerichtet hatten, legen sich nieder und schlafen ein.

     Ein Thema mit sieben Variationen und Schlußfuge begleitet die erste Szene des dritten Aktes. Marie ist mit dem Kind allein. Sie liest in der Bibel und bereut ihre Untreue. Die zweite Szene zeigt einen "Waldweg am Teich (Es dunkelt)". Wozzeck hält Marie, die sich fürchtet und flüchten möchte, auf einer Bank fest und küßt sie. Als der Mond aufgeht, zieht er ein Messer, springt auf und stößt es Marie in den Hals. Sie stirbt. Wozzeck "richtet sich scheu auf und stürzt geräuschlos davon ..." (Berg, Wozzeck 416).

     Dritte Szene: "Eine Schenke (Nacht, schwarzes Licht)" . Auf einem verstimmten Klavier spielt ein Bursche roh und laut. Margret, Burschen und Dirnen tanzen eine Schnellpolka. Wozzeck sitzt allein am Tisch. Schließlich tanzt er mit Margret. Sie bemerkt Blut an seiner rechten Hand. Alle werden auf Wozzeck aufmerksam.

     Vierte Szene: Wozzeck sucht im nächtlichen, mondbeschienenen Wald das Messer. Er findet Maries Leiche und spricht im Wahn zu ihr. Die Szene wird vom Orchester mit wechselnden Tempi im Dreivierteltakt begleitet. Berg schreibt "quasi Walzertempo" für jenen Moment vor, in dem Wozzeck Maries Leiche findet. Wozzeck wirft das Messer in den Teich: Das Orchester findet zum ruhigen Hauptzeitmaß zurück. Um sich vom Blut zu waschen, steigt Wozzeck in den Teich und ertrinkt. Der Doktor und der Hauptmann hören Geräusche des Ertrinkenden. Der Hauptmann zieht den Doktor mit sich fort. Die Verwandlungsmusik zur nächsten Szene übernimmt den Dreivierteltakt ins Adagio.

     Fünfte und letzte Szene: Kinder spielen und lärmen an einem sonnigen Morgen vor Maries Haustür. Andere Kinder stürmen herein und bringen die Nachricht von Maries Tod. Die Kinder laufen zum Teich. Maries Knabe reitet auf dem Steckenpferd zögernd hinterher. Die Bühne ist leer. Der Vorhang fällt.


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