antisemitischen Äußerung Kandinskys auf Jahre entzweit (Hahl-Koch, Arnold Schönberg - Wassily Kandinsky 180-181).
4.2 Kandinskys Bühnenkonzeption
Im Jahr 1912 erscheint in erster Auflage der von Wassily Kandinsky und Franz Marc herausgegebene Almanach Der Blaue Reiter. Als Musiker beteiligen sich Thomas von Hartmann, Alban Berg und Anton von Webern. Schönberg verfaßt den Aufsatz "Das Verhältnis zum Text" und das Lied Herzgewächse nach Maurice Maeterlinck für Sopran, Celesta, Harmonium und Harfe. Der Verbindung menschlicher Bewegungen und Gebärden mit Klängen, Formen und Farben gilt Kandinskys Aufsatz "Über Bühnenkomposition".
Als Brennpunkte betrachtet Kandinsky die Gemeinsamkeiten und Wechselbeziehungen der Künste. In ihnen verschmelzen die unterschiedlichen Ausdrucksformen. Die Gleichberechtigung der Künste und ihre wechselseitige Unabhängigkeit beruht auf ihrer inneren Einheit im seelischen Erleben. Verfeinerung der Seele und seelische Erkenntnis sind die Ziele der Grenzüberschreitung zwischen den Künsten. "Jede Kunst hat eine eigene Sprache, d. h. die nur ihr eigenen Mittel. So ist jede Kunst etwas in sich Geschlossenes. Jede Kunst ist ein eigenes Leben". Die Mittel der Künste unterscheiden sich nur äußerlich. "Im letzten innerlichen Grunde sind diese Mittel vollkommen gleich: das letzte Ziel löscht die äußeren Verschiedenheiten und entblößt die innere Identität" (Kandinsky, "Über Bühnenkomposition" 189-190).
Um 1909 macht Kandinsky erste Versuche, Musik, Tanz, Licht und Wort auf neue, abstrakte Weise zu verbinden. Die frühen Versuche mit Musik und Tanz gehen auf die Freundschaft zu dem Musiker Thomas von Hartmann, der die leider verlorene Komposition zum "Gelben Klang" ausarbeitet, und zu dem jungen Ausdruckstänzer Alexander Sacharoff zurück. Der Musiker spielt in Abwesenheit des Tänzers zu einem von ihm ausgesuchten Aquarell Kandinskys. Der Tänzer kommt hinzu, setzt die Musik in Tanz um und errät anschließend das getanzte Bild (Hahl-Koch, Arnold Schönberg - Wassily Kandinsky 191).
In der Bühnenkomposition "Der gelbe Klang" verwendet Kandinsky den Tanz als abstrakte Bewegung mit "innerem Klang", frei von äußerer Handlung, selbständig und unabhängig gegenüber der Musik und der Szenerie. Die Bewegung ist mit Licht und Klangfarbe gleichberechtigtes Ausdrucksmedium. Die kompositorischen Elemente können "vollkommen eigene, voneinander äußerlich unabhängige Wege" gehen (Kandinsky, "Über Bühnenkomposition" 208). Dem Wachsen der Bewegung in
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