spezifischen Ausdrucksgestalten. Im expressionistischen Musiktheater der "Wiener Schule" werden die an der ästhetischen Verarbeitung und Bewältigung der Angst beteiligten synästhetischen Ausdrucksformen kompositorisch miteinander verbunden. Unverkennbar sind die Einflüsse der Dramen August Strindbergs: die Sphäre des traumhaft Unwirklichen, die eine innere Wirklichkeit repräsentiert, und die dem Traume eigene Symbolik, von der Szenerie, Licht- und Farbgestaltung sowie Musik und Bewegung bestimmt werden.
In dem mit "Geheimnis" überschriebenen Schlußkapitel seiner "Philosophie der Musik" vergleicht Ernst Bloch die Musik mit dem Hellsehen. Sie wird historisch betrachtet groß, als mit dem Untergang von Mystik und Magie der Quell der "inneren Gesichter" versiegt. Mit der kulturhistorischen Entwicklung der Musik bricht das Zeitalter des "Hellhörens" an (Bloch, 1 Geist der Utopie 228). Fünfzehn Jahre später führt Sigmund Freud die Gabe der Prophezeiung auf die Fähigkeit zurück, durch Gedankenübertragung die unbewußten Wünsche des nach seiner Zukunft Fragenden zu erraten (Freud, "Traum und Okkultismus" 472 f.). Sprechen also aus der Musik die ehemals offenkundigen, nun dem Bewußtsein verborgenen Wünsche der Menschen? Ist gar das "Hellhören" der Musik im 20. Jahrhundert ein akustisches Gegenstück zur Bilderwelt des Traumes? Von Ernst Blochs "Philosophie der Musik" über Sigmund Freuds "Traumdeutung" finden wir zu Ernst Bloch zurück. Das "Prinzip Hoffnung" erwächst aus dem Geist der Musik als einer "utopisch überschreitenden Kunst schlechthin", als dem "menschlichen Ausdruck tönenden Wunschtraums", als einem "Ruf ins Entbehrte" (Bloch, Das Prinzip Hoffnung 1242-1244).
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