- 196 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
  Erste Seite (I) Vorherige Seite (195)Nächste Seite (197) Letzte Seite (215)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 



Bergs Oper Wozzeck * und zu Beginn seiner Lulu, in Bernd Alois Zimmermanns Oper Die Soldaten ** und in Udo Zimmermanns Kammeroper Weiße Rose ***. Sie fungieren als klangliches Abbild eines inneren Impulses zur Flucht, ganz gleich, ob dem sich Ängstigenden

eine akute physische oder eine erinnerte Gefahr droht. Ihre spezifische Bedeutung ist indessen allein aus dem jeweiligen Kontext zu ermitteln.



2.5 Noch einmal Schönberg,

      Welthistorische Perspektive im Überlebenden aus Warschau


Als Erinnerungszeichen an Gott und als Hilferuf bei drohender Gefahr kehrt die Fanfare in Arnold Schönbergs Kantate A Survivor from Warsaw opus 46 aus dem Jahre 1947 wieder. Das Melodram für einen Erzähler, Männerchor und Orchester beruht auf einem Text, den Schönberg aufgrund direkter und indirekter Schilderungen aus dem Warschauer Getto verfaßt: ein erschütterndes Dokument der grauenhaften Ereignisse während der nationalsozialistischen Progrome. Neben der "Ode an Napoleon" ist die Kantate opus 46 Schönbergs einzige politische Komposition. Das Werk beginnt mit der allmorgendlichen Schreckensfanfare im Warschauer Getto und endet mit dem Gesang der Juden angesichts ihrer Vernichtung durch bestialische Brutalität: "Höre Israel, der Herr, unser Gott, der Herr ist Eins" (Übersetzung: Scholem, Zur Kabbala 176). Der Text beginnt:


Narrator: I cannot remember ev'rything! I must have been unconscious most of the time..!

I remember only the grandiose moment when they all started to sing, as if prearranged, the old prayer they had neglected for so many years - the forgotten creed!

But I have no recollection how I got underground to live in the sewers of Warsaw for so a long time ...

________

* Vgl. Partitur Wien 1955. I.Akt, 2.Szene: Takt 275-278 Hr. (F). Verwandlung zur 4.Szene (I.Akt): Takt 476 Trp. (F), Pos. II. Akt, 4. Szene: Takt 399 Hr. (F), Bkl. (B). II.Akt, 1. Szene: Takt 42-43. Kl. (B).


** Vgl. Studien-Partitur Mainz: 1975. Preludio: Takt 62 Trp. (B), 2. Pos. II. Akt, 1. Szene: Takt 4 und 17 Trp.(C), Takt 167-172. Hr. (F), Trp. (C) und Pos. Takt 348-349 Trp. (C). Beginn des Intermezzos nach der ersten Szene des II. Aktes u.a.


*** Vgl. Manuskriptpartitur Leipzig: 1986.

IV. Szene "Daß es das gibt ...": Takt 25 und 29. Pno., Takt 32 Tromb.-basso. XIV. Szene "Die Vision vom Ende": Takt 1-13, Fl., Ob., Clar., Metallblock, Pno. und Streicher.. Sie fungieren als klangliches Abbild eines inneren Impulses zur Flucht, ganz gleich, ob dem sich Ängstigenden eine akute physische oder eine erinnerte Gefahr droht. Ihre spezifische Bedeutung ist indessen allein aus dem jeweiligen Kontext zu ermitteln.


 INHALTSVERZEICHNIS


Erste Seite (I) Vorherige Seite (195)Nächste Seite (197) Letzte Seite (215)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 196 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst