- 18 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
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1.    Musik als Bewegung, Wegspuren am Beginn des 20. Jahrhunderts


1.1  Raum, Zeit und Bewegung, Ernst Blochs Musikphilosophie


Sich zu kennen, dazu muß das bloße Ich zu anderen gehen. In ihm selber steht es in sich versunken, dem Innen fehlt das Gegenüber. Doch an dem anderen, woran ein sonst unsichtiges Inneres sich faßt, geht es leicht wieder in Fremdes von sich weg. Einzig das Tönen, dies, was in Tönen sich ausspricht, ist ohnehin auch auf ein Ich oder Wir zurückbezogen. Die Augen gehen darin über, und es dunkelt bedeutend, so daß Äußeres zunächst versinkt und nur ein Brunnen zu reden scheint. Es ist sehr oft der, welcher im versuchten Selbersein quillt und schäumt, dies Unruhige hört sich nun an. Als ein gestaltetes Sehnen und Treiben an sich, als ein Lied, das einsam hinzieht oder sich mit anderen verschlingt und immer unsichtbare menschliche Züge darstellt. Glück der Blinden geht damit an, unter wie über den Dingen, die vorhanden sind. Der Ton spricht zugleich aus, was im Menschen selber noch stumm ist.

(Bloch, Das Prinzip Hoffnung, 2, 1243)


Ernst Bloch fragt im Kapitel "Philosophie der Musik" in Geist der Utopie aus dem Jahre 1918 nach dem Geheimnis der Musik. Was befähigt sie dazu, verborgene und doch wirksame seelische Vorgänge zum Ausdruck und zu Bewußtsein zu bringen? Das Tonhafte bleibt andeutend noch "uneigentlich". Doch verbirgt seine Rätselsprache nichts überirdisch Gelöstes. Die Funktion der Musik ist vielmehr vollste Offenheit, ihr Geheimnis, das Verständlich-Unverständliche und Symbolische an ihr ist "der eigene, sich sachlich verhüllte Menschengegenstand selber". "Der Ton", so Ernst Bloch, "geht mit uns und ist Wir" (Bloch, 1 Geist der Utopie 232).

     Musik und menschliche Bewegungen sind wie Raum und Zeit aufeinander bezogen. Musik entfaltet durch ihre klangsymbolischen Figuren den inneren, emotionalen Raum, in dem der Mensch sich mit ihr in der Zeit bewegt. Sie vermittelt zwischen Raum-und Zeitwahrnehmung, dem äußeren und dem inneren Sinn des Menschen, und läßt die erlebte Zeit als inneren Raum aufscheinen. Das Ich kann in der fort-


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