1984 im Fischer Verlag erschienenen Tagebüchern der Geschwister Scholl. Wolfgang Willaschek, der Textautor der neuen Oper Weiße Rose, verbindet Teile der Tagebücher mit Texten von Reinhold Schneider, Franz Fühmann und Tadeus Rozewicz. Das Libretto sieht von der realen Zeit des Faschismus ab. Es schildert "die Situation zweier junger Menschen, einer schon zum Tode verurteilt" (Sonntag, Postmoderne in der Musik 83).
Willaschek holt die Eintragungen aus den Tagebüchern von Sophie und Hans Scholl in die Gesamttexte hinein. Die hinzugefügten Texte betrachtet Udo Zimmermann nicht als fremde, sondern als "geistig entfernte Verwandte der Geschwister Sophie und Hans Scholl" (U. Zimmermann, "Über die Weiße Rose" 132-133). Auf der neuen textlichen Grundlage entstehen szenisch-musikalische Räume für Erinnerungen, Hoffnungen und Ängste in der Stunde vor dem Tode. Den dramatischen Verlauf bestimmt die innere, erlebte Zeit. Die Szene bleibt offen für "Poesie, Traum und Utopie" (U. Zimmermann, "Siebzig Blicke" 319). Die Kammeroper Weiße Rose ist nach Udo Zimmermann
ein reines "inneres" Szenarium. Zwei Personen müssen eigentlich alle Gegenspieler, alle Akteure in sich und fürs Publikum sichtbar spielen. Die beiden sollen in uns ständig Assoziationen vergegenwärtigen: die Unterdrückung, das totalitäre System, Wahrheitssuche. Alles an "Umfeld" ist weggelassen, alle "Gegenspieler". Freilich kann man sagen, daß das "Umfeld" von den siebzehn (!) Instrumentalisten reflektiert wird: Hier werden Schreie, Träume, Bosheit und Angst klangliche Gestalt.
(U. Zimmermann, "Siebzig Blicke auf meine Musik" 319)
INHALTSVERZEICHNIS
|