- 141 -Müßgens, Bernhard: Musik und Angst 
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Die folgenden Filmszenen zeigen Ausschnitte der Handlung, die sich auf Maries Vergewaltigung zuspitzt, eine Twist tanzende "zweifelhafte" Gesellschaft im Hause der Madame Bischof, darunter die von Ballettänzern gedoubelten Offiziere. Doubles und Sänger stürzen auf die Bühne und schreien durcheinander: "Marie fortgelaufen".


Schauplatz auf der Bühne ist nunmehr das Haus der Madame Bischof, wo getanzt wird. Gesellschaftstänze der verschiedenen Zeiten, von Bourée, Menuett und Walzer angefangen bis auf zur Zeit modische Tänze (Ballett, die Darsteller doubelnd). Weitere Doubles der Darsteller zeigen jeden derselben bis zur "Tribunalszene" auf der vergeblichen Suche nach Marie, während dieselbe immer wieder die Gräfin, welche sie beim Rendezvous mit Mary betroffen hat und deshalb aus dem Haus weist, umzustimmen versucht: all dies fast im Wirbel des Tanzes (der stumm und asynchron gegen die Musik gestellt ist) untergehend. Die 3 Filme zeigen gleichzeitig in 3 verschiedenen Phasen das Geschehen auf der Bühne, jedoch zeitlich ebenfalls asynchron: dabei stets die Augen von Desportes' Jäger, in ständiger Überblendung Desportes im Trubel der Tanzenden, das Bild Marieens vor Augen. Die Stimmen der singenden Darsteller kommen von hier ab bis zur "Tribunalszene" aus Lautsprechern (Mikrophon oder Band) von der Decke und von der Rückwand des Zuschauerraumes. Die singenden Darsteller haben in diesem Teil der Szene den Charakter des Chors der antiken Tragödie.

(B. A. Zimmermann, Die Soldaten 436)


     Vor dem Bordell der Madame Bischof treiben sich Soldaten herum. Von Tonbändern erklingen Militärkommandos in verschiedenen Sprachen. Man sieht das Ufer eines mit Pappeln bestandenen Flusses. Währenddessen ist ein Film zu sehen, in dem auf einer Brücke über einen Fluß Transportzüge mit Panzern fahren. Auf einer Straße entlang des Flusses bettelt Marie ihren Vater an, der sie nicht erkennt und beschimpft: "Geht, lauft Euren Soldaten nach" (Partitur 461). Aus Lautsprechern, die das Publikum umgeben, werden Frauenstimmen mit elementaren menschlichen Lebensäußerungen von Geburt, Liebe und Tod sowie mit Gebeten hörbar. Die Musiker auf der Bühne und die Offiziere streben dem Bordell der Madame Bischof zu. Mit akrobatischen Bewegungen Twist und Hully-Gully tanzend umringen sie Marie und Wesener. Die Musiker und die Offiziere treten in das Etablissement ein. Die Jazzmusik endet. Marie bittet den Vater um etwas Brot. Unordentlich bekleidet und betrunken stürzen die Andalusierin, die drei Fähnriche, die Offiziere und die Jazzmusiker auf die Straße und umtanzen Marie und Wesener mit den Fingern schnalzend und in die Hände klatschend. Die Jazzcombo spielt "espr. molto, jedoch sehr jazzmäßig" (Partitur 465). "In modo di Jazz" spielt nun auch das übrige Orchester. Aus den Lautsprechergruppen sind in freien Rhythmen Gefechtskomandos zu hören. Bratschen und Violoncelli spielen beständig auf- und abwärtsgleitende Glissandi, die Orgel


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