vergleichbar sind, wie sie Pavese in seinen letzten Gedichten sieht: "Kommen wird der Tag und deine Augen haben ...".
(B. A. Zimmermann, "Gedanken über den Jazz" 63-64)
Zimmermanns Komposition spricht für seine Identifikation mit dem Werk Elias Canettis. Seine Vorstellung von der Kugelgestalt der Zeit ist ein Entwurf gegen die Angst vor dem Tode. Seine Oper Die Soldaten nach Jakob Lenz gleicht einem ins unermeßliche dimensionierten Totentanz der Welt: Oper als Totentanz und Weltlabyrinth.
2.4 Jakob Michael Reinhold Lenz
Lenz, aus Livland stammend, wird am 12. Januar 1751 geboren. Seine Kindheit verbringt er in dem lettischen Dorf Casvaine. Als viertes Kind eines Pfarrers wächst er unter strenger Zucht des Vaters auf. Von seiner Übermacht wird er sich ein Leben lang nicht befreien. Soziale und kulturelle Umgebung sind von Not und Entbehrung geprägt. Krieg, Pest und Hungersnöte verheeren Dörfer und Städte. Als Leibeigene des überwiegend deutschen Adels leben die lettischen Bauern in großer Armut. Bilder der Verzweiflung prägen die Kindheit. Auf dem Jahrmarkt von Casvaine werden Leibeigene gehandelt, Männer, Frauen und Kinder getauscht oder verschachert. Strohkränze auf ihren Köpfen dienen als Zeichen zum Verkauf oder zum Tausch gegen Alltags- und Gebrauchsgegenstände.
Zarin Katharina, 1762 zur Macht gekommen und durch die Nordischen Kriege Herrscherin über die Provinz Livland, wird zur Hoffnungsträgerin. Sie nimmt die tyrannische Härte und den Despotismus wahr, in dem die lettischen Bauern aufgerieben werden. Exzessiv sind die Formen der Bestrafung, deren Zeuge Jakob Lenz als Kind wird. Die Gerichtsbarkeit obliegt dem Landadel, der Strafvollzug dem Dorfpfarrer. Wegen kleinster Vergehen werden härteste Strafen verhängt. Die Exekution erfolgt sonntags nach der Kirche durch den Glockenläuter. Der Bestrafte wird mit entblößtem Leib an einen Pfahl gebunden und mit Ruten geschlagen "bis Haut und Fleisch herunterfallen" (Damm, "J. M. R. Lenz" 701).
Jakob Lenz wächst in einem Umfeld größter nationaler und sozialer Spannungen auf. Die Welt ist in Deutsche und Nichtdeutsche geteilt. Pastor Lenz gehört den Herrschenden an. Durch seine Besoldung und durch das Pastorat ist er dem mittleren Landadel gleichgestellt und erhält Leibeigene und Frohndienste. Er vertritt die "gottgewollte Ordnung". Von der Kanzel herab geißelt er die lettischen Bauern und
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