- 455 -Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch "autonome" Musik 
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weitaus differenzierter ausfällt, stehen sich bei Aufermann Kommunikator und Rezipient in einer starren Rollenteilung gegenüber. Aussage und Medium werden nicht angezeigt, auch Reaktionen seitens des Rezipienten hinsichtlich des Kommunikators werden nicht in Form einer indirekten Interaktion dargestellt.

Dennoch sind beide Modelle auf den Film anwendbar. Dabei ergeben sich zwischen beiden Gemeinsamkeiten den Film oder das Kino überhaupt betreffend. Der Begriff der Massenkommunikation ist hier anwendbar, da der Kommunikator im Kino – der Produzent oder Regisseur des Films – relativ anonym ist und nur wenig auf den gleichen persönlichen Erfahrungskontext des Rezipienten zurückgreifende Bezüge hat. Zudem ist ein direktes Feedback wie bei einer »face-to-face«-Kommunikation prinzipiell nicht möglich, d.h. ein direkter Dialog kann weder bei Maletzke noch bei Aufermann stattfinden, bei letzterem ist dies noch deutlicher hervorgehoben. Massenkommunikation ist - auch das Kino betreffend – also nicht Interaktion, sondern parasoziale, symbolische Interaktion. Dabei rückt die Aufmerksamkeit zunehmend ab von den jeweiligen Sendern und Empfängern, die ja weniger wichtig, ja sogar austauschbar sind. Ähnlich verhält es sich im Kino: viele Menschen gehen ins Kino, um irgendeinen Film zu sehen, oder – und dies nach Faulstich nicht selten – um nur ins Kino zu gehen; und bekanntlich läuft der Kinofilm auch dann, wenn der Rezipient das Kino vorzeitig verläßt. Das bedeutet also, die Aussagen, die Botschaften oder die Inhalte selber sind es, die in den Modellen der Massenkommunikation in den Mittelpunkt des Interesses rücken – so auch beim Kino. Aus diesem Grunde – so folgert Faulstich – bedarf es hier einer Produktanalyse, in diesem Falle einer Filmanalyse. Darüber hinaus gerät Kommunikation als Prozeß, vor allem als medienbedingter Prozeß in den Mittelpunkt des Interesses. Nur deshalb kann beispielsweise der Film (neben anderen Formen wie Zeitung oder Fernsehen) nur als eine Manifestation des übergreifenden Mediums verstanden werden. Wenn die Massenkommunikation im Gegensatz zur »face-to-face«-Kommunikation vordringlich auf das aus ihr entstehende Produkt verweist und Sender und Empfänger vollständig in den Hintergrund geraten, so wird ein dialektisches Verhältnis offenbar, aus dem Faulstich die Notwendigkeit einer Filmanalyse zieht.4

4 Faulstich 1994, S. 33.

A.3.  Einstellungsgrößen nach Silbermann und Faulstich

Die folgenden Einstellungen nach Silbermann und Faulstich5

5 Silbermann 1980, S. 52/Faulstich 1994, S. 59.
orientieren sich in der Regel am Körper eines Menschen im Bild:

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