Diskussion
Von der Arbeit mit PC wird eine qualitative Ausweitung des bislang im Bereich des
Musizierens Möglichen erwartet. Dabei geht es einerseits um aufnahmetechnische
Optimierung. Ziel ist es, Aufnahmen in »professioneller Klangqualität« (Pablo T.) zu
fertigen. Das Interesse an den neuen Technologien geht jedoch über die rein
klangliche Ebene hinaus und äußert sich in der angestrebten Verfügbarkeit neuer
Handlungsoptionen. Beispiele hierfür sind Andreas A.’s Feststellung, »immer mehr
Instrumente zur Verfügung [zu haben], mit denen man experimentieren kann«,
die von Bastian L. beschriebenen Songwriting-Praktiken (s. o.) wie auch das
»Immer-mehr-dran-Rumfeilen und Immer-neue-Sachen-Ausprobieren« Jan W.’s: Mit der
Einrichtung eines digitalen Produktionsambientes wird der Zugang zu Arbeitsverfahren
erwartet, die bislang nur im professionellen Geschäft realisiert werden konnten. Hierzu
zählen das experimentelle Entwickeln von Songstrukturen, das layering (Théberge 1997),
also der Schicht um Schicht erfolgende Aufbau von Arrangements, sowie das immer
wieder neue Remixen eines Songs. Bezeichnend ist, dass die Adaption dieser
Praktiken gleichermaßen für Musiker mit kompositorischer Vorerfahrung und
anspruchsvoller MIDI/Harddiscrecording-Ausrüstung wie auch für solche mit
einem eher spielerischen Zugang und einfacher Audio-Software von Bedeutung
ist.
7.1.3. Der PC als Grundstein musikalischer Autarkie
Dass ein starkes Bedürfnis nach autarkem Arbeiten ohne eine wie auch immer geartete
Abhängigkeit von anderen Musikern besteht und dass der PC hierzu als Stütze genutzt
wird, zeigen die folgenden Äußerungen:
Das was wir vorher in der Band gemacht haben, konnte ich nun bis zu
einem gewissen Punkt auch zuhause allein machen. Das hat mich fasziniert
(Tobias B.).
Aber es ist halt schwierig, mit jemand anderem Musik zu machen. [...] Ich
habe halt andere Vorstellungen von Musik (Roland S.).
Also, ich bin schon gern allein. Ich kann keine Musik machen, wenn jemand
dabei ist. Das geht nicht mit mehreren Leuten. [...] Wenn man alleine ist,
ist man in dem Stück drin. Und das Stück wächst mit einem zusammen.
Und nur ich und das Instrument [= der Computer] (Oliver R.).
Für mich ist [die Arbeit mit dem PC] schon wichtig ...weil ich immer dieses
Autarke gesucht habe. Ich habe mich gefühlt, als wäre es ein Quantensprung
(Markus U.).
Dem Mitwirken in einer Band wird die durch die Arbeit mit dem PC erhoffte
künstlerische Freiheit entgegengesetzt:
[E]ine Band ist wieder eine andere Geschichte. Eine Band, da kommen eine
Menge Ideen zusammen, und daraus entwickeln sich natürlich auch gute
Sachen. Nur, das ist wie eine Beziehung, man muss Kompromisse machen.
Der eine möchte dies mit reinbringen, der andere möchte das mit reinbringen.
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