- 7 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Technologien, die bei Godlovitch in Form eines hypothetischen, alle Spieltechniken und Klangphänomene beherrschenden ultimate synthesizer daher kommen, und die sich folglich als Verdrängungstechnologie offenbaren:

»Anyone, with minor effort and no demonstrable skills, may have the power to create those very results for which the musician has spent years in training and over which musicians generally have had monopoly for centuries. Does this not cheapen the musician’s skill? [...] The skilled musician is thus displaced along with the displacement of traditional instruments.« (1997, 160)

Mit der Bedeutung des spielerischen Könnens wird somit, laut Godlovitch, auch die privilegierte Stellung derjenigen verdrängt, die über die Möglichkeit zur Meisterung musikalisch-technischer Probleme verfügen.

Norbert Schläbitz (1997) schließlich betrachtet die digitale Musiktechnologie aus dem Blickwinkel der Systemtheorie und der Medientheorie McLuhanscher Ausprägung. So definiert Schläbitz das digitale Instrumentarium – wie auch jedes andere Musikinstrument - als Medium. Er grenzt sich von der Werkzeugmetapher ab, wie sie u. a. von Wolf Dieter Lugert (1993) formuliert wird. Musiktechnologie ist demnach kein ›neutrales‹ Werkzeug, das durch den Nutzer bestimmt wird, sondern eine »Intentionen unterwandernde, weil wertestiftende Instanz« (ebd., 16). Neben dem Musiker sieht Schläbitz weitere »Komponisten-Instanzen« am Werk (ebd., 109). Demzufolge ist der Programmierer »gleichsam Mitkomponist, weil dieser dem Musiker bestimmte Gestaltungsmöglichkeiten erst zur Verfügung stellt« (ebd., 108). Auch gewinnt das Programm selbst an Eigenständigkeit, wenn z. B. »ein bestimmter treibender sequenzergesteuerter Schlagzeug-Rhythmus seine Ursache nicht in einer bestimmten Quantisierung, sondern vielmehr in einer nicht bedachten Programmverzweigung hat« (ebd., 101). Das mit Computertechnologie erstellte Musikstück wird somit zu einer »intersubjektiven Schöpfung«, bei der »Musikanwender, Programmierer und Programm jeweils anteilig an der Komposition beteiligt sind [. . . ]. Keine Instanz kann aus dem Produktionsprozeß herausgenommen werden, ohne daß aus dem Musikstück nicht ein völlig anderes werden würde« (ebd., 110). Bezeichnend ist für Schläbitz, dass eben dieser Sachverhalt, also der Einfluss der Technik auf das musikalische Arbeiten, verschleiert wird. Durch zunehmende Benutzerfreundlichkeit sieht er die digitalen Systeme zur »Black Box« geworden, die die Konzentration auf die jeweiligen Funktionen lenkt und dem Anwender das Gefühl völliger Kontrolle gibt. Die einer Operation zugrunde liegenden technischen Abläufe mitsamt ihrer Auswirkungen bleiben dabei im Dunkeln. Folgerichtig kann für Schläbitz kreatives Umgehen mit dem Computer nur dann vonstatten gehen, wenn diese verborgenen Abläufe sowohl hinsichtlich ihrer Strukturen als auch hinsichtlich möglicher Rückkoppelungen offengelegt und damit auch beeinflussbar werden. Der somit skizzierte »Aktivkonsument« (ebd.) sprengt damit die Grenzen herkömmlicher musikalischer Tätigkeit. Er schafft nicht nur Musik, sondern gleichfalls die Mittel, mit denen er arbeitet, und die Bedingungen, unter denen dies geschieht.

Entgegen ihrer weiten Verbreitung und dem oben aufgezeigten Interesse an wissenschaftlicher Betrachtung ist die Untersuchung der Nutzung digitaler Musikmedien im Amateursektor weitgehend unbeachtet geblieben. In der groß angelegten


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