- 163 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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zeigt sich eine Bevorzugung der vom Bildschirmmedium Computer vorgegebenen visuellen Ebenen.

Die durchweg pragmatische Einstellung zur Technik zeigt sich auch in der Haltung zur eigenen Ausrüstung. Nur in Ausnahmefällen ist der Erwerb ständig neuer, aufwändiger Software/Hardware-Ausrüstung an der Tagesordnung. Dem durch immer wieder neue Entwicklungen einer am Umsatz ihrer Produkte interessierten Industrie drohenden ›Update-Blues‹ wird vielmehr vom Gros der Musiker die bewusste Entscheidung für einfache Softwaretypen und Konfigurationen entgegengesetzt. Funktionalität geht vor Komplexität, Handhabbarkeit vor immer neuen Programm-Features. Auch ist kein Zusammenhang erkennbar zwischen dem betriebenen technischen und finanziellen Aufwand und der Zufriedenheit mit dem eigenen musikalischen Arbeiten.

Für die meisten der zur Stichprobe gehörenden PC-Musiker bringt die Arbeit mit Recordingsoftware eine qualitative, meist auch eine zeitliche Ausweitung ihrer musikalischen Aktivitäten mit sich, auch wenn die Arbeit mit dem PC eher unregelmäßig und schubweise betrieben wird. Nicht selten treten Rückwirkungen auch auf das nicht mit dem PC zusammenhängende Musizieren auf. Doch auch dies macht diese Arbeit deutlich: Nur begrenzt kann musikalische Kompetenz durch Technik ersetzt werden. Auch wenn die Hersteller mancher Programme etwas anderes behaupten: »[D]ie beste Software macht aus dem User keinen Meister« (Schröder 1999, 80). Erfolgreiches Arbeiten ist auch mit dem PC nur dann möglich, wenn die Bereitschaft zu kontinuierlicher Beschäftigung und Weiterentwicklung vorhanden ist. Hier ist kein Unterschied zwischen der Arbeit mit dem Computer und anderen Formen musikalischer Praxis erkennbar. Befürchtungen, der Einzug des PCs in das Schaffen von Amateurmusikern könne zu einer Verflachung ihrer Musikpraxis oder generell zu einem Verfall der Musikkultur führen, scheinen demnach unbegründet. Hierzu ein letztes Statement eines PC-Musikers: Es sind nur die Rahmenbedingungen, die verbessert werden. Aber was richtige Qualität anbelangt, da habe ich keine Angst, dass die Technik jetzt jeden x-Beliebigen zu einem Genie macht (Markus U.).

Allerdings bieten manche Programme ein hinreichendes (Selbst-)Täuschungspotenzial, das zumindest über einen gewissen Zeitraum den Eindruck von Kreativität erwecken kann.


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