- 113 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (112)Nächste Seite (114) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

In der Mehrzahl der Fälle ist es so, dass ich eine Akkordfolge habe, die ich auf der Gitarre gespielt und dann immer weiter ausgearbeitet habe – [...] eine spezielle Spielweise dafür entwickelt habe, [ausprobiert habe,] welche Griffe man für einen Akkord benutzt, Fills reingemacht habe oder solche Sachen (Björn J.).

Der PC dient dann dazu, diese Ideen erst einmal akustisch festzuhalten. Auch bei diesen Musikern kann es zum Experimentieren im Wechselspiel mit dem Aufgenommenen oder zur Nutzung von Schneide- und Nachbearbeitungstechniken kommen. So beschreibt Bastian L., wie er bei der Entwicklung von Gitarrensoli bis zu zwanzig verschiedene Aufnahmen macht, um aus diesen Versuchen dann ein bleibendes Solo zusammen zu schneiden. Björn J. experimentiert beim Finden von Gesangsparts:

Dann lasse ich das im Loop-Modus laufen und singe drüber. Und wenn dann was Gutes dabei raus kommt, dann nehme ich das dazu auf.

Bezeichnend ist, dass dieses Experimentieren im Gegensatz zu den anfangs beschriebenen Vorgehensweisen erst dann erfolgt, wenn schon wesentliche Elemente des Songs entwickelt und aufgezeichnet wurden.

Diskussion

Die aus der professionellen Rock/Pop-Produktion übernommene Praxis, Instrumente sukzessiv aufzunehmen und das Arrangement peu à peu übereinander zu schichten, kommt als Standardverfahren auch im Amateurbereich daher. Gerade bei den vorzugsweise allein arbeitenden ›Homerecordlern‹ ist dies naturgemäß die einzige Möglichkeit, komplexe Arrangements umzusetzen. Rhythmusinstrumente wie Schlagzeug und Bass bilden in diesem Prozess allgemein die Vorreiter. Das von den Kasseler PC-Musikern beschriebene Vorgehen spiegelt sich exakt auch im folgenden Zitat eines jugendlichen britischen Musikamateurs wider:

Ich fange mit einem Grundrhythmus an, wegen dem Feeling, und ich spiele die Akkorde dazu, damit man dazu singen kann und den Rhythmus kriegt. Dann programmiere ich eine Baß-Linie, die mit dem Grundrhythmus oder dem Gesang interagiert ...Und wenn du erstmal das Grundschema laufen hast, gehst du an die Feinarbeit, sowas, irgendwelcher Glitzerkram, damit es dann hinhaut (aus: Willis 1992, 101).

Bereits für die 1970er Jahre unterteilt Wernicke (1989, Kap. II B) die typische Vorgehensweise für »die musikelektronische Heim-Produktion eines Songs« in vier Schritte:

  1. Erzeugen eines Grundrhythmus mit elektronischen Drums und Bass,
  2. Hinzufügen manuell eingespielter Akkorde,
  3. Hinzufügen spezieller Effektsounds und
  4. Aufnahme der Melodiestimmen (ebd.).


Erste Seite (i) Vorherige Seite (112)Nächste Seite (114) Letzte Seite (204)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 113 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker