- 102 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Also da hast du nun einen, den kennst du gar nicht. Und man hat sich hauptsächlich in Englisch verständigt [...]. Man wusste nicht wer das ist. Ist das jetzt einer, der nur labert? Ist es jetzt einer, der ernsthaft Musik macht? Oder ist es sogar eine Popgröße, die du gerade mal an der Strippe hast? [...] Du kanntest den nicht, der kannte dich nicht [...]. Man ist ganz einfach hingegangen und hat Musik gemacht. Das war egal, ob man den riechen konnte, wie der aussieht oder sonst irgendwas. Das ging einfach nur um die große Familie Musik. Ob der jetzt aus der Klassik, aus dem Rock oder sonst woher kam: vollkommen egal!

Erik beschreibt das Vorgehen:

Im Grunde genommen komponiert man da zu zweit [...]. Dann fing es an, dann hast du mal ’ne Rhythmusspur rübergeschickt [...]. Dann hat es vielleicht ein paar Minuten, vielleicht aber auch einen Tag – das kam ganz darauf an, wen du jetzt dran hattest – gedauert, dann hast du was zurückbekommen. Und das war immer dieser spannende Moment: Diesen Song öffnen, ins Cubase reinladen und dann gucken: Was macht der? Was hat der jetzt z. B. zu meinem Rhythmus für einen Bass oder für eine Harmoniestruktur gezaubert? Erreicht man das, was man erreichen möchte, oder ist es schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt, weil er eine ganz andere Auffassung von Musik hat [...]? Du hast gesehen, wie es wächst. Wie so ein kleiner Embryo, der dann irgendwann groß wird, und dann kam dann die Geburt, und das war ein richtig gutes Ding. Das hat richtig Spaß gemacht. Das war schon spannend. Aber das hat auch tierisch lange gedauert. Da haben wir [einmal] über zwei, drei Wochen, ich weiß es nicht mehr so genau, ungefähr zwei, drei Wochen haben wir uns Zeit gelassen für ein Stück, was dann dreieinhalb, vier Minuten lang war. [...] Also es war schon richtig spannend. Du hast fertige Songs gekriegt. Du hast aber auch ganz wilde Passagen bekommen, dass du irgendeinen Jazzer jetzt gehabt hast, der dann Popmusik machen wollte, aber total aus dem Free-Jazz, fast schon aus dem E-Musik-Bereich kam. Oder Zwölftonpassagen drin.

Als einmaliges Unternehmen erwies sich ein Projekt mit insgesamt sieben Musikern, bei dem im Kreis gearbeitet wurde:

Wir haben das immer rundum geschickt. Und dann kamst du dann – manchmal nach fünf Stunden, manchmal auch gleich nach zehn Minuten oder nach einem Tag – kamst du dann wieder an die Reihe, hast weitergebaut, aber immer nur einen Teil [...]. Von vornherein war klar: wir machen nur Einzelteile. Und wenn jetzt jemand sagt: Okay, der Bass ist super, aber die Bassdrum stimmt nicht mehr! Dann ändern wir eher die Bassdrum und er hat nichts anderes dazu gemacht [...]. Der, der dran war, hat dieses Projekt bekommen, musste weiterarbeiten, hat es dann wieder verschickt. So, dass der nächste jetzt gar nicht wusste, was hatte der gemacht. Das war ja das Spannende daran. Man kann es natürlich auch an alle schicken, aber dann endet es meistens im Chaos. Und so hat man sich [leicht iron.:] vertrauensvoll auf einen verlassen.

Mitunter nimmt das Vorgehen auch experimentelle Züge an:


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