Für
Sabine
Giesbrecht-Schutte,
die
Professorin,
die
Kollegin,
die
Freundin
Wenige Tage vor der Kapitulation der 6. Armee bei Stalingrad, die als Wendepunkt des
Zweiten Weltkrieges in die Geschichte einging, schrieb der deutsche Dichter Hanns Johst
von seiner Villa in Oberallmannshausen am Starnberger See aus an den Zwickauer
Oberbürgermeister Ewald Dost. Er sei mit »allem ausserordentlich gern einverstanden«;
insbesondere habe er nichts gegen Wilhelm Furtwängler, da er »persönlich sehr gut mit
ihm« stehe; auch die vorgeschlagene Einbeziehung des Reichsministers für Wissenschaft,
Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust und des Oberbürgermeisters von Düsseldorf
halte er für richtig.
Worum ging es in diesem Schreiben des seinerzeit höchste Anerkennung und Ehren
genießenden Dichters des berühmten NS-Kultdramas Schlageter? Der hatte nach seiner
schon in den frühen 1920er Jahren sehr erfolgreichen schriftstellerischen Laufbahn seit
der »Machtergreifung« auch eine steile zweite Karriere als Kulturfunktionär
des »Dritten Reiches« absolviert: Preußischer Staatsrat (1934), Präsident der
Reichsschrifttumskammer (1935), erster Träger des NSDAP-Preises für Kunst und
Wissenschaft (1935), des Deutschen Nationalpreises für Wissenschaft und Kunst (1939),
der Goethe-Medaille (1940), des Kantate-Dichterpreises der Stadt Leipzig (1941) und, als
enger Freund Himmlers, engagiertes Ehrenmitglied der SS im Generalsrang eines
Gruppenführers.1
Zu Johst s. Rolf Düsterberg,
Völkermord und Saga-Dichtung im Zeichen des »Großgermanischen Reiches«. Hanns Johsts
Freundschaft mit Heinrich Himmler, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der
deutschen Literatur, 24 Jg. (1999), H. 2, S. 88–133; ders., »Gesegnete Vergänglichkeit«. Hanns
Johsts literarische »Vergangenheitsbewältigung«, in: Zeitschrift für deutsche Philologie, 120.
Jg. (2001), H. 4, S. 590–611; Walter Pache, Karrieren eines deutschen Dichters. Hanns Johst,
in: Literatur in Bayern, 23 Jg. (1991), S. 14–22; Helmut F. Pfanner, Hanns Johst. Vom
Expressionismus zum Nationalsozialismus, Den Haag: Mouton 1970.
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Der zitierte Brief ist datiert auf den 25. Januar 1943 und Teil eines im
Bundesarchiv verwahrten Konvoluts, das die bis heute der Forschung offensichtlich
nicht |