Der Weg der Frieda, Maria, Paula Loebenstein führte in ihren »drei Leben« von der
akademischen Lehrerin für Klavierpädagogik, Theorie und Gehörbildung über die
zurückgezogene Arbeit an der für sie neuen Thematik »Gregorianik« bis zu deren
praktische Umsetzung im brasilianischen Exil. Verbindend blieben die Grundlagen von
Tonika-Do, die sie den veränderten Bedingungen in einem romanischen Land anpaßte.
Die Erweiterung der Methode um stimmbildnerische Elemente, ohne die ihr eine
jede Gehörbildung unvollkommen erschien, hat sie in ihrem Buch Canto Sacro
realisiert. Daß sie auch über das engbegrenzte Arbeitsfeld des Klosters hinauswirken
durfte, ist durch das Zeugnis ihrer Schülerinnen und Schüler belegt. Hier sind in
erster Linie Lucy Ivancko und Carmen Dulce zu nennen, mit denen sie bis zu
ihrem Tode wöchentlich Kontakt hatte. Aber auch der im Bericht von Lucy
Ivancko erwähnte Benediktiner Dom Candido Padim und der später sehr bekannt
gewordene Komponist und Musikwissenschaftler Padre Jaime Diniz gehören
dazu.39
In der Correspondência N 01 (1989/1) des »Instituto Brasileiro de Estudos Musicológicos«
heißt es über Padre Jaime Diniz: “[. . . ] no Seminário de São Paulo que Pe. Jaime Diniz recebeu
primeiramente orientação de representantes da música sacra e da erudição musical do Brasil,
Furio Franceschini (1880–1976), Fr. Pedro Sinzig O.F.M. (1876-1952) e Ir. Paula Loebenstein
O.S.B. (1888–1967).” – In einer späteren Correspondência N 20 (1992/6) wird berichtet,
daß Paula Loebensteins Methode neben denjenigen aus Solesmes, von Eugène Cardine u.
a. weiterhin verwendet wird. Aus der Abadia de Santa Maria heißt es: »Conservamos as
antífonas cantadas em latim porque ainda não nos satisfaz uma tradução. Cremos que o
gregoriano ‘a épousé le latin’. (Método) O método de nossa cara Irmã Paula Loebenstein,
que ela mesma nos transmitiu.«
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Der nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgenommene Kontakt zum Tonika-Do-Bund blieb bis zu
ihrem Tode, am 6. Mai 1968, erhalten. Hier beließ man es bei ihrem ersten Namen: Frieda
Loebenstein.40
Aus: Rundschreiben des Tonika-Do-Bundes, Nr.74 (1968).
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hat leider unseren Glückwunsch zum 80. Geburtstag und den Hinweis auf
ihre für uns so wertvolle Arbeit nicht mehr erleben sollen. Sie hat am 6.Mai
1968 in São Paulo, wo sie segensreich wirkte, ihre Augen geschlossen.
Freundlicherweise wurden mir Notizen von der Hand der Verstorbenen
aus São Paulo zur Verfügung gestellt. Daraus geht hervor, daß Frieda
Loebenstein schon mit 13 Jahren die ersten Klavierstunden gegeben hat.
Mit etwa 22 Jahren begann sie mit dem ernsthaften Musikstudium,
wählte als Hauptfach Klavier, dann galt ihr Interesse der Theorie und
Chorarbeit. Als Pädagogin wirkte sie am Sternschen Konservatorium, an der
Akademie für Kirchen- und Schulmusik und an der Hochschule für Musik in
Berlin in den Fächern Gehörbildung und Theorie, in Musikerziehung und
Klaviermethodik.