- 49 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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oder interpretieren die vier Temperamente (Audite Homo, Mona Zaki / Ulrike Rode, 1996), berichten von einem Konzert im Stil einer Fußballreportage (FB 3 live vom 2. Spieltag der Brandenburgischen Spiele, Sarah Elles / Andrea Schmelzle, 2000) oder verarbeiten die international zusammengewürfelten Klänge, Sprachfetzen und Umgebungsgeräusche der Expo 2000 in Hannover (Henrike Brück / Fiona Meißner, 2000).


Sehr beliebt sind Stilvariationen bekannter Volkslieder, Schlager, klassischer Themen (z. B. Dies irae) usw., die dann im jazz- oder rockmusikalischen Gewand einherkommen oder gar dodekaphonisch, minimalistisch oder experimentell-elektronisch verbogen werden, so daß sich diese Arbeiten für den späteren Unterrichtseinsatz für ein Hörrätsel oder zum analytischen Vergleich eignen dürften, wie etwa Die Farben eines Malers von Katja Hinke und Helma Wittstock (2000) mit – natürlich – farbenfroher Partitur. (Siehe Abbildung 2 auf der folgenden Seite.)


Eine echte Vorzeigearbeit basiert ebenfalls auf einer Variationstechnik: Variationen über das Thema „Johannes Brahms“, eine Hommage an den Komponisten, die zwar auf variationstechnische Verfahren von Brahms rekurriert, aber nicht etwa seine musikalischen Themen aufgreift, sondern gleich den gesprochenen Namen selbst als phonetisch-musikalisches Grundmaterial verarbeitet. Mit einem der ersten digitalen Sound Sampler (ADAP für Atari ST) realisierten Martin Gieseking, Ulrike Niemeyer und Olaf Schillmöller schon im Jahre 1995 aus den gespeicherten Sprachlauten ein zwischen freier Tonalität, polyphoner Geräuschmusik und Hiphop-Rhythmen pendelndes „Sing“stück für zwei Frauen- und zwei Männerstimmen; in den unterschiedlich aufgebauten Sätzen fällt u. a. eine originelle musikalische Verarbeitung der Vokale und Konsonanten mit Hilfe von digitaltechnischer Transposition und sogenannten „Loops“ auf, die wiederum an die Periodik der Minimal music erinnern. Ebenfalls aus gesampelten Sprachklängen zusammengesetzt wurde Zwölftonwerk (1996) von Gaby Jansen und Brigitte Köchlin, die verschiedene Klangstücke aus dem gesprochenen Titel der Arbeit herausschnitten und die entnommenen Laute dodekaphonisch anordneten.


Nicht selten werden klassische Vorlagen neu instrumentiert, arrangiert oder umkomponiert. Ulrich Hilgefort ging 1984 gleich einen Schritt weiter und gestaltete in seinem Stück Bearbeitungen eine – allerdings nicht ganz ernst gemeinte – Unterrichtssequenz im Stil einer kommentierten Collage mit vielen Klassik­adaptionen von J. S. Bach bis Gerard Hoffnung, Jacques Loussier und Karel Gott, dazu mit (un)passenden Live-Kommentaren bekannter Politiker.


Andere Produktionen gaben z. B. Bachs sechsstimmiges Ricercar oder Debussys La Cathedrale mit purem Synthesizersound wie ihre Vorbilder Walter Carlos oder Isao Tomita eine neues Klanggewand, später ließen sich für die


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