"[...] ihrerseits musikalische Strukturen für einen bestimmten Verwendungszusammenhang konditionieren."
(Gruhn 1989, S. 77)
Die oben dargelegten, im weitesten Sinne kontextuellen Variablen machen damit zu einem wesentlichen Teil das aus, was man gemeinhin als den musikalischen Gehalt eines Werkes bezeichnet. Darin gehen letztlich die innere Logik der Komposition und ihr ästhetischer Gehalt auf, die es von den präsenten klanglichen Eigenschaften und den Strukturmerkmalen zu unterscheiden gilt.
Damit kann abschließend festgehalten werden, daß bei der Übertragung auf die Musik die Beschreibungsebenen von Semantik, Syntax und Pragmatik sowohl einige auffällige Gemeinsamkeiten mit der Sprache als auch spezifisch musikalische Phänomene zum Vorschein bringen.
Einen zusammenfassenden Vergleich stelle ich nun, gekoppelt mit der Verstehensproblematik, in Kapitel 2.4 vor.
2.4 Variablen des Sprach- und Musikverstehens: ein abschließender Vergleich
Für einen Vergleich der beiden Phänomene Sprache und Musik existieren zweifellos mehrere Zugangsweisen. Mir erschien eine kritische Überprüfung semiotischer/linguistischer Beschreibungsmethoden am Objekt Musik am fruchtbarsten und übergreifendsten, ist man doch durch den semiotisch-linguistischen Ansatz bei der Bestimmung eines konkreten musikalischen Bedeutungsbegriffs in weit ergiebigeres Terrain vorgedrungen als dies z.B. noch bei dem poetisierenden Vorgehen der musikalischen Hermeneutiker der Fall war. Einige der Ergebnisse, so verschieden sie sich z.T. in bezug auf Sprache darstellen, geben nämlich guten Anlaß, auch im Falle der Musik von Verstehen zu reden, wenngleich in einem etwas anderen Sinne.
Zur Verdeutlichung dieses Gedankens stelle ich noch einmal die in diesem Kapitel ermittelten Aspekte von Sprache und Musik nebeneinander (s. Abb.13):
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