- 11 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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2.2 Das Verstehensobjekt Sprache

2.2.1 Die akustische Erscheinungsform der Sprache (und ihre Parallelen in der Musik)

In Kapitel 1 wurde bereits angeführt, daß eine der offensichtlichsten Analogien zwischen Sprache und Musik in der für beide typischen akustischen Erscheinungsform liegt. Diese augenscheinliche Aussage kann durch Untersuchungsergebnisse aus der Phonetik untermauert werden, die sich als naturwissenschaftliche Disziplin u.a. mit der Erforschung der akustischen Eigenschaften von Sprachlauten beschäftigt. Mit Hilfe sogenannter Spektralanalysen werden hier die verschiedenen akustischen Teilmerkmale sprachlicher Laute analysiert (Frequenz, Intensität [Amplitude] und Dauer). Diese grobe Annäherung mag in diesem Zusammenhang genügen.
Die wichtigste Unterscheidung in Akustik wie Phonetik ist die Einteilung akustischer Erscheinungen in zwei Kategorien. Eine Überlagerung von mehreren periodischen Teilschwingungen, die jeweils verschiedene Frequenzen und Amplituden aufweisen, ist das Merkmal der Elemente der ersten Kategorie. Handelt es sich um Sprachlaute, bezeichnet man sie als Vokale; in der Musik spricht man von Tönen oder Klängen. Auf der anderen Seite existieren Schallereignisse, die nicht oder nur zum Teil auf ganzzahligen Schwingungsverhältnissen beruhen. Eine bestimmte Tonhöhe kann im Gegensatz zu den akustischen Ereignissen der ersten Kategorie nicht ausgemacht werden. Man spricht dann von Konsonanten bzw. Geräuschen.
Diese Ton-(Klang-)/Vokal- und Geräusch-/Konsonant-Analogie mag - wie bereits in der Antike von dem römischen Redelehrer Quintilian angeregt wurde - noch ausgeweitet werden auf komplexere Gebilde wie Melos und Sprachmelodie. Einen solchen Vergleich motiviert nicht zuletzt auch eine vieldiskutierte evolutionstheoretische These, die besagt, daß Musik und Sprache möglicherweise einen gemeinsamen Ursprung in der präverbalen, expressiven


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