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Ernst Cassirer: Form und Technik
mit der sich der Geist gegen jede äußere Bestimmung, gegen jede bloße Fatalität der Sachen und Sachwirkungen zur Wehr setzt. Indem der Geist sich auf die Mächte, die ihn äußerlich zu bestimmen scheinen, besinnt, schließt eben diese Besinnung schon eine eigentümliche Rückwendung und Innenwendung in sich. Statt in die Welt der Dinge hinauszugreifen, geht er nunmehr in sich selbst zurück; statt sich in die Breite der Wirkungen zu verteilen, schließt er sich in sich zusammen und gelangt in dieser Konzentration zu einer neuen Stärke und Tiefe.
Von der Erfüllung dieser ideellen Forderung sind wir freilich, gerade im Gebiet der Technik, heute noch weit entfernt. Immer wieder bricht hier die Kluft auf, die Denken und Tun, Wissen und Wirken voneinander trennt. Wenn der Hegelsche Satz zu Recht besteht, daß die Philosophie einer Zeit nichts anderes sei, als eben diese Zeit selbst in Gedanken gefaßt, daß die Philosophie, als der Gedanke der Welt, erst erscheine, nachdem die Wirklichkeit ihren Bildungsprozeß vollendet und sich fertig gemacht habe so müßte man erwarten, daß der unvergleichlichen Entwicklung, die die Technik im Laufe des letzten Jahrhunderts erfahren hat, auch eine eigentümliche Wendung der Denkart entspricht. Aber diese Erwartung wird, wenn man die gegenwärtige Lage der Philosophie betrachtet, nur unvollkommen erfüllt. Zwar kann kein Zweifel daran bestehen, daß etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Probleme, die ihren Ursprung im Reich der Technik haben, mehr und mehr auch in die abstrakten philosophischen Untersuchungen eindringen und ihnen ein neues Ziel und eine neue Richtung weisen. Die Wissenschaftslehre hat sich ebensowenig wie die Wertlehre diesem Einfluß entzogen; die Erkenntnistheorie, wie die Kulturphilosophie und die Metaphysik zeigt seine Weite und seine steigende Macht. Am deutlichsten stellt sich dieser Zusammenhang in bestimmten Strömungen der modernen Erkenntnislehre dar, die das traditionelle Verhältnis von Theorie und Praxis in sein Gegenteil zu verkehren suchen, die die theoretische Wahrheit selbst als einen bloßen Sonderfall des Nutzens definieren. Aber auch außerhalb dieser eigentlich pragmatistischen Gedankengänge ist der wachsende Einfluß technischer Begriffe und Fragestellungen auf das Ganze der Philosophie unverkennbar. Auch die moderne Lebensphilosophie unterliegt ihnen nicht selten eben dort am meisten, wo sie sich am kräftigsten gegen sie zur Wehr zu setzen meint; auch sie ist von den Ketten nicht frei, deren sie zu spotten pflegt. Aber alle diese unausbleiblichen
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