- 43 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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Kammerorchester, Streicher- und Bläserarbeit sowie z.T. kombiniert mit Chorarbeit angeboten haben. Eine Verschiebung der Bildungsschwerpunkte stellen die Kurse im Ausland an Tagungsorten, etwa mit musikhistorischem Bezug dar (z.B. Enese, mit Konzert in Schloß Esterhazy/Ungarn). Berichte von Teilnehmern im jährlichen IAM-Journal dokumentieren vielfältige positive Reaktionen. Diese beziehen sich auf Angstfreiheit beim Orchesterspiel durch individuelle Betreuung, das ganzheitliche Gruppenerlebnis in einer anderen Umgebung, Kontakt mit Gleichgesinnten, auch und gerade über die Generationen hinweg, sowie Anregungen und Informationen verschiedener Art über das Orchesterspiel hinaus.

Orchesterprojekte, die in den bundesdeutschen Musikakademien stattfinden, werden – wie die eben genannten – von einem Fremdveranstalter durchgeführt oder sind hauseigene Maßnahmen. Der Deutsche Musikrat nutzt die hervorragenden Ausstattungen der Musikakademien für die Probenphasen aller seiner Jugendensembles. So proben Landesjugendorchester in diesen Tagungshäusern, was allen übrigen Veranstaltern die Garantie gibt, daß für Orchesterarbeit die räumlichen Bedingungen ideal sind. Der BDLO veranstaltet jährlich in den Pfingsttagen in der Musikalischen Bildungsstätte Schloß Weikersheim die ›Bundestagung‹ sowie im November in der Bayerischen Musikakademie Marktoberdorf ein Orchesterprojekt ›Musizieren für Ältere‹. Die Bayerische Musikakademie Hammelburg führt im Bereich Laienorchester Veranstaltungen durch, die auf der Trägerschaft ihres Kuratoriumsmitglieds ›Landesverband bayerischer Liebhaberorchester‹ beruhen, und somit in direkter Verbindung zum BDLO stehen. Darüber hinaus bietet Hammelburg instrumentenspezifische Kurse an, die sich an alle Interessenten, z.T. ausdrücklich an Berufs- und Laienmusiker wenden. Der gesamte Veranstaltungsplan ist vorrangig auf landeseigene Aktivitäten ausgerichtet. Erwachsenenpädagogische Bildungsziele, die über die Konstellation eines Projektorchesters hinausgehen, werden aus diesbezüglichen Ausschreibungen nicht sichtbar.

Zusammenfassung: Regionale und überregionale Orchesterprojekte haben sich als attraktive Bildungsangebote etabliert. Sie wenden sich an den einzelnen Instrumentalisten, der sich, losgelöst von heimischen Strukturen, an einem Tagungsort in eine Kursgemeinschaft fügen will, die sich ein bestimmtes Arbeitsziel setzt. Bereits an diesem Punkt der Projekthaftigkeit und Zufälligkeit der tatsächlichen Gruppenzusammensetzung – gerade bei Orchesterkursen – ist eine Laienorchesterarbeit diesen Zuschnitts deutlich von der kontinuierlichen Dimension bestehender Ensembles zu unterscheiden. Je nach Zielsetzung und Struktur des Veranstalters liegt dieser Kursarbeit ein mehr oder weniger sorgfältig erarbeitetes musikpädagogisches und erwachsenenbezogenes Konzept zugrunde. Der Kurserfolg hängt somit in noch stärkerem Maße als bei kontinuierlich arbeitenden Laienorchestern von der Qualifikation der Dozenten ab. Die zeitliche Begrenzung des Projekts und die örtliche Ungebundenheit ermöglichen dem Teilnehmer eine Neuorientierung, wenn seine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Zu einem Laienorchester am Heimatort gibt es nicht zwangsläufig eine Alternative, so daß die Kompromißbereitschaft der Teilnehmer hier erkennbar höher ist. Andererseits können gelungene Orchesterprojekte einen enormen Motivationsschub bei ihren Teilnehmern auslösen, der sich auf die heimische Musiziertradition auswirken kann. Von qualifizierten Dozenten können


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