Lenkung
seines Geschickes« zu verlieren. Zudem ist mit diesem Duett ein Hauptmotiv in
›Hoffmanns Erzählungen‹ angerissen: Die Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau
– im ›Hoffmann‹ freilich aus der Perspektive des Dichters Hoffmann.
Diese Eingangsszene ist vor allem wichtig für das Chorlied (Felsenstein, Nr. 3) in der anschließenden Szene in Luthers Keller. Ohne die vorangestellte Szene im Theater wäre dieses Trinklied ein schmissiger Aktbeginn. So zeigt es die tiefe Kluft zwischen den begeisterten Theatergängern und dem dann auftretenden ernsten und völlig abwesenden Hoffmann. Erregte Mitteilsamkeit des zufriedenen Publikums über den gelungenen Abend ist dem introvertierten und abwesenden Hoffmann gegenübergestellt. Dies findet auch seinen musikalischen Niederschlag: während die anderen Gäste in Luthers Keller durch das lärmende Trinklied charakterisiert sind, ist Hoffmanns Antwort auf die Frage, was ihm begegnet sei, nämlich die »süßeste und traurigste Erinnerung«, bei Felsenstein als Melodram (Felsenstein, Nr.4a) mit zarten liegenden Streicherakkorden unterlegt. Diese Akkorde haben melodramatische und rezitativische Funktion: Sie repräsentieren, wie sehr Hoffmann durch seine Erinnnerung berührt ist, sie markieren Hoffmanns innerlichen Zustand der Erinnerung an seine Liebe zu Stella. Das sich anschließende skurrile Lied mit Chor (Felsenstein, Nr. 5), das Lied vom »Klein Zack« erdichtet Hoffmann im Moment des Singens. Es ist ein Lied, das er den anwesenden Gästen singt. Das Lied drückt zunächst nicht Hoffmanns seelische Disposition aus, es ist scheinbar Bühnenmusik und nicht erklingende Innerlichkeit.69
»Es ist kein beliebiger Punkt in Hoffmanns Leben, sondern ein Scheidepunkt seiner Entwicklung. Sein Liebesschmerz um Stella hat ihn künstlerisch unfruchtbar gemacht, seine Schöpferkraft gelähmt.«70
Die lebendige Erinnerung an die verflossene Liebe hindert Hoffmann daran, seine Dichtung, das Lied vom »Klein Zack«, zu Ende zu bringen, seine »Schöpferkraft ist gelähmt«. Es erweist sich schon an diesem für eine Inszenierung wichtigen, weil das Thema des Stückes benennenden Punkt, dass Felsenstein sein Konzept als Resultat der Stückanalyse versteht. Auch den Anspruch an das Musiktheater, Zustände zum Gegenstand zu haben, die vornehmlich musikalisch auszudrücken sind, erfüllt der |