akustisches
Phänomen nachahmt und dabei in der Nachahmung aufgeht, stellt der Rezeptionsakt ein
pures Wiedererkennen dar (z. B. Trompetensignale). Von der Beschränkung der
möglichen Inhalte einmal abgesehen, besteht in diesem Fall auch eine grundsätzlichere
Einschränkung der Musik: Musik verfehlt ihre wesentliche Wirkung, wenn sie
Äußerlichkeit nachahmt. Nicht mehr die innere Bewegung der Subjektivität ist Inhalt
des Rezeptionsaktes, sondern das schlichte Wiedererkennen. Innerlichkeit wird dann
gerade ausgespart.
Die mit musikalischen Zeichen operierende Musik (Imitationen von Naturlauten, z. B. Vogelgesang, Sturm, etc), die über die pure Nachahmung hinausgeht, bedient sich des Zeichens, um einen konkreten Inhalt vorzugeben, der mit dem über das jeweilige Zeichen hinausgehende musikalische Material korrespondiert. Dieser Inhalt ist im eigentlichen Sinn ein außermusikalischer, der die Abstraktion des »reinen Tönens« (Hegel) aufheben will und so dem bisher als abstrakte Innerlichkeit gefassten Gehalt der Musik einen konkreten Inhalt an die Seite stellen will. Auch wenn ihr Gehalt wie in der Programmusik durch ein vorangestelltes Thema benannt zu sein scheint, so kann Musik diesen Gehalt nur darstellen, indem sie im Zuhörer Empfindungen weckt, die die Vorstellung des betreffenden Gegenstandes assoziieren. Die Assoziationen werden dabei vom musikalischen Prozess geleitet, Musik erfährt eine Konkretion ihres Gehaltes durch ein vorangestelltes Programm, innerhalb dessen sich die Rezeption bewege. Solche Musik stellt dem wahrnehmenden Zuhörer seine eigene Innerlichkeit vor, sie wird zum Gehalt der Musik. In diesem Fall ist der musikalische Rezeptionsakt stets auch ein selbstreflexiver. Bisher war die durch Musik angeregte Innerlichkeit grundsätzlich abstrakt gefasst. Jedoch kann Musik durchaus die Wirkung haben, konkrete innerliche Gehalte darzustellen. Sie bringt konkrete Empfindungen hervor; und zwar analog zur Beschaffenheit unserer Subjektivität: Wir verspüren keine abstrakte Innerlichkeit, vielmehr konkretisiert sich unser inneres Selbst in besonderen Empfindungen. ›Empfindung‹ meint die subjektiven Evokationen eines Inhaltes: »Die abstrakte Innerlichkeit nun hat zu ihrer nächsten Besonderung, mit welcher die Musik in Zusammenhang kommt, die Empfindung, die sich erweiternde Subjektivität des Ich, die zwar zu einem Inhalt fortgeht, denselben aber noch in dieser unmittelbaren Beschlossenheit im Ich und äußerlichkeitslosen Beziehung auf das Ich läßt.«21
Auf den weitaus größten Teil gängiger Musikliteratur trifft zu, dass ihre Hinwendung zur Subjekivität des Zuhörers nicht auf die bloße meditative Versenkung ins Ich abzielt, sondern konkrete Bewegungen der Subjektivität zu evozieren beabsichtigt. Das Wahrnehmen subjektiver Bewegungen geschieht in der oben beschriebenen Form von Empfindungen, die mit ihrem Inhalt zwar zu einer Vergegenständlichung tendieren, jedoch auch als geäußerte Empfindung sich ausschließlich auf das Ich beziehen. Diese mit ihrem jeweiligen Inhalt konkret gewordenen Bewegungen der Subjektivität sind die »eigentümliche Sphäre des musikalischen Ausdrucks«. Hiermit ist die eigentümliche Qualität musikalischer Prozesse beschrieben. Jeglicher musikalische Vorgang kann nicht aus einer Anschauung oder Vorstellung entnommen werden, denn dort
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