for more knowledge about the structural and musical elements of the Chopin
Etudes«(Clinchard [1972], S. 1). Auch wenn sich seitdem die Situation verbessert hat,
ist ein Mangel immer noch bemerkbar. Dies liegt wohl vor allem an der Tatsache, dass
die einzelnen Stücke recht kurz sind, und dass eine Analyse der Form oder der groben
Struktur hauptsächlich von vornherein offensichtliche Resultate hervorbringen kann.
Detaillierte Analysen laufen ihrerseits Gefahr, sich nicht über den Stand einer Sammlung
von Anekdoten erheben zu können. Trotz dieser Schwierigkeiten sind einige analytisch
geprägte Artikel und Monographien über die Etüden veröffentlicht worden, und sie
können in drei Kategorien eingeordnet werden: die pädagogischen, die vergleichenden
und die spezifischen Analysen. Es sollen hier die wichtigsten Arbeiten dieser drei
Kategorien vorgestellt werden.
Die pädagogischen Analysen haben zum erklärten Zweck, durch ein besseres
Verständnis der Struktur(en) eines Stückes seine angemessene akustische Umsetzung zu
erleichtern. Diese Analysen reihen die wichtigsten pianistischen Schwierigkeiten auf,
betrachten ihre technische und musikalische Herkunft und schlagen Lösungen vor, die
sowohl anatomisch-mechanisch als auch stilistisch vertretbar sind. Aufgrund der
erheblichen Schwierigkeiten, die die ›Etüden‹ (im wahrsten Sinne des Wortes) bereiten,
ist es nicht weiter überraschend, dass dieses Thema in der Literatur mehrmals behandelt
wurde. Die Arbeiten von Whiteside ([1969]), Clinchard ([1972]) und vor allem
Deschaussées ([1986] und [1995]) liefern in diesem Sinne klaviertechnisch orientierte
Analysen der schwierigen Abschnitte der Etüden. Die Unvollständigkeit dieser Analysen,
die nur bestimmte Aspekte der Werke behandeln, sowie die pädagogische Fragestellung,
die ihnen als Ausgangspunkt dient, grenzt jedoch ihre Benutzbarkeit für ein anderes
Gebiet wie die Performanceforschung sehr stark ein, so dass hier für sie keine
Verwendung gefunden werden kann.
Die vergleichenden Analysen dienen der Auflistung und der Erklärung von
Ähnlichkeiten zwischen zwei oder mehreren Werken. In Samson [1996] z. B. werden
Gemeinsamkeiten zwischen den Etüden Op. 25 Nr. 11 und Op. 10 Nr. 12, sowie zwischen
Op. 10 Nr. 1 und Op. 25 Nr. 12 unterstrichen. Diese letzte Verwandtschaft wird auch in
Samson [1985] erläutert:
The last of the Op. 25 Studies, for example, extends the basic scheme of Op.
10 No. 1, employing passage-work which is largely harmonic in impulse,
|