- 13 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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Sowohl Zimmermann als auch Huneker und Methuen sind sich einig, dass die von Chopin angegebenen Tempi verlangsamt werden sollten. Die beiden ersten schreiben, dass »die z. T. äußerst lebhaften Tempi [sich] aus der leichteren Mechanik und der geringeren Klangfülle der damaligen Instrumente [erklären lassen]« (Chopin/Zimmermann [1983], S. iv), und dass »the action of the modern pianoforte greatly differs from the Pleyel of Chopin’s days; the tempi would be old-fashioned now« (Chopin/Mikuli [1916], S. iii). Auch Methuen ist der Ansicht, dass »Chopin’s own metronome markings, for the most part to be found only for those pieces composed before 1837, have to be viewed within the context of the lighter-actioned pianos he had in mind when writing; many of the tempos prescribed are on the fast side« (Methuen [1992], S. 191). Wenn auch diese Bemerkungen im Hinblick auf ›echte‹, nicht-elektronisch erzeugte Performances gemacht wurden, soll bei den Interpretationen mit Rubato eine solche Anpassung stattfinden, um der heutigen Aufführungspraxis treu zu bleiben. In diesem Sinne sollen hier die von Chopin vorgegebenen Tempi ( = 69 für Nr. 11, = 80 für Nr. 12) als oberste, nicht zu übersteigende Grenzwerte beibehalten werden. Das ›Lento‹ der vier Eröffnungstakte der Etüde Nr. 11 wird seinerseits auf  = 26 gesetzt. Dieser Wert entspricht dem durchschnittlichen Tempo, das bei der Interpretationsanalyse ermittelt wurde (siehe S. 159).

Die Pedalanweisungen bilden ein zweites historisch-technisches Problem, das einer Behandlung bedarf. Die Henle-Ausgabe beinhaltet sehr genaue Anweisungen zur Benutzung des Pedals, die hier berücksichtigt werden sollen. Beim Abspielen der synthetisierten Interpretation auf einem E-Piano soll das Pedal nach Chopins Anweisungen, aber manuell und in Echtzeit eingegeben und aufgenommen werden2

2 Dieses manuelle Eingeben der Pedalanweisungen hat sich als notwendig erwiesen, da das Pedal erstens immer leicht nach dem Notenanschlag eingedrückt werden muss, um eine zufriedenstellende Resonanz zu gewährleisten, und zweitens nicht immer voll eingedrückt werden darf, da es sonst eine zu große Resonanz verursachen würde.

. So entstehen minimale Abweichungen zur Vorgabe, die jedoch vollkommen akzeptabel sind: »Probably in most cases Chopin would not have regarded his markings as the only possible pedalling; the pedalling often has to be modified according to the degree of resonance of the instrument or of the room or hall in which one is playing« (Collet [1973], S. 126). Schließlich gibt der Unterschied zwischen den damaligen und den heutigen Instrumenten einen zusätzlichen Grund, Chopins Anweisungen differenziert einzusetzen: »Pianofortes in Chopin’s day were capable of a significantly wider range of tone-colour and tonal nuance than they are today and that permitted a freer pedalling.« (Chechlińska/Methuen [1987], S. 114).

(Als Randbemerkung soll darauf hingewiesen werden, dass Chopin in den beiden hier analysierten Etüden keine Pedalanweisungen eingetragen hat, die als pianistische Stütze für ein mit den Fingern schwer zu spielendes legato gesehen werden könnten: Alle Anweisungen dienen der Herstellung von harmonisch-akustischen Effekten. Da bei computergestützten Interpretationen keine pianistischen Probleme vorkommen, hätten solche Pedalanweisungen aus dem endgültigen Notentext entfernt werden müssen – oder zumindest als problematisch vermerkt werden sollen.)

Die dynamischen und artikulatorischen Angaben des Komponisten sollen schließlich aufgrund ihrer großen Anzahl und Verschiedenheit in der parametrischen Analyse


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