- 23 -Heise, Walter: die Bringer Beethovens 
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Jenseits der Vision des Poeten und außerhalb des thematischen Zusammenhanges sei hier auf reale Vorgänge verwiesen, - z.B.:

"Wieviel Elend hätten wir der Welt erspart, wenn wir früher ans Werk gegangen wären! Ich bin also bei dem alten, seit elf Jahren mich bewegenden Rätsel! ... Bei den Kindern von Gregor Strasser, den Herr Hitler im Sommer 1934 hatte ermorden lassen ... bei diesen Elfjährigen, denen man den Vater geschlachtet, die dann aber keine vier Wochen nach der Mordtat erklärten: "Der Führer hat's getan, und was der Führer tut, ist recht." Oh, gigantische Psychose, unfaßliche Massenbesoffenheit, auf die der gigantischste Katzenjammer der Welt folgen wird!"
(Fr.P.Reck-Malleczewen, Tagebuch eines Verzweifelten) [16]

ZITATVORSCHLAG (2) FÜR EINE GRABREDE
Seine Botschaft der Menschheitsbefreiung und Völkerverbrüderung sollen wir ganz in uns aufnehmen, sie soll uns entflammen zu immer größeren Taten beim Aufbau der neuen Welt.
Die machtvoll erschütternde Tonsprache Beethovens kommt aus den Herzen von Millionen werktätiger Menschen, sie ist die Sprache der Menschlichkeit und des Friedens, des Kampfes um das große Neue, eine Sprache, die von jeder revolutionären Epoche verstanden wird.
(E.H.Meyer, Ludwig van Beethoven) [17]

X

...Lesen Sie aufmerksam einige Gedichte in meinem Buch 'Sensible Wege'. Verzeihen Sie, wenn ich schreibe 'aufmerksam'. Ich will nicht schulmeistern. Ich meine etwas anderes. Ich meine, hinter den Gedichten steht Biografie... R.K. [18]

Standen bisher direktes Wortverständnis und unmittelbarer Handlungsablauf im Vordergrund unserer Überlegungen, so gilt es jetzt, Annäherungen an deren übertragenen Sinngehalt zu versuchen. Dem Hinweis auf die hinter den Gedichten stehende Biografie ist relativ leicht zu folgen, wenn es um die vordergründige Thematik "Beethoven" geht: Reiner Kunze bezeichnet die Musik als "die Kunst der Künste", zu der er eine "unglückliche Liebe" hegt. Bei der Schwierigkeit, sich für ein Studium der Literatur, Malerei oder Musik entscheiden zu müssen, habe sein "zweiter Geigenlehrer" die Weichen gestellt: "Abgesehen von seiner Methode, mit dem Geigenbogen in den Nacken zu schlagen, hatte er recht." [19] - Reiner Kunze studierte Literatur- und Kunstgeschichte, aber auch Musikgeschichte, -und so werden ihm die Fragen der Beethoven-Rezeption nicht entgangen sein. In die 50er Jahre fällt Kunzes "große politische Desillusionierung", die -nach Studium und Assistentenzeit in Leipzig- kurz vor der Promotion äußerlich mit dem Ende seiner wissenschaftlichen Laufbahn einhergeht. In die gleichen Jahre fällt aber auch die Einvernahme Beethovens für den sozialistischen Staat.
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[16] Lorch 1947, hier zit. aus der Ausgabe Frankfurt/Hamburg 1971, S.140 (= Fischer Bücherei 1162)
[17] in: Musik der Renaissance-Aufklärung, Leipzig 1973, 248f
[18] aus: Butzbacher Autorenbefragung, Briefe zur Deutschstunde. Hgg. v. H.-J. Müller, München 1973; zit. bei: Wallmann, a.a.O.,S.136)
[19] zit. bei: Wallmann, a.a.O., S.13


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