Über nacht setzten die bringer Beethovens
maste an straßen und plätze
spannten drähte befestigten
lautsprecher und mit dem morgen
ertönte zur bessren gewöhnung
die sinfonie nr. 5 c-moll opus 67,

laut genug daß sie gehört ward
auch in der ferne
Der mensch M. aber sagte, ihn schmerze der kopf,
ging heim gegen mittag schloß
türen und fenster und lobte
die dicke der mauern

Die noch erhaltene nächtliche Ruhezeit dient den "bringern" der ungestörten Vorbereitung zur propagandistischen Lautsprecher-Agitation. Mit der antiquierten Technik wird wieder auf eine unbestimmte Vergangenheit verwiesen, -dennoch ist der Vorgang unmittelbar gegenwärtig: Akustische Umweltverschmutzung durch Lautsprecher, die nicht ganz einfach abzuschalten sind; Musikzwänge in vielen Lebensbereichen, -auf staatlichen Aufmarschplätzen, aber auch in der Schule; räumlich expandierende Musikvermittlung, die Wohngebiete, Städte, Landschaften beschallt: musikalisches environment, in dem Fluchtwege nicht vorgesehen sind.

BONN: Eine aus dem Konzertsaal übertragene Sinfonie Ludwig van Beethovens Totengedenken nach 150 Jahren! soll in allen Häusern empfangen werden. BONN IM BANNE BEETHOVENS Zimmerlautstärke ist unerwünscht. Die Wirklichkeit 1977 Lautsprecher sollen an den geöffneten Fenstern aufgestellt werden.

Daß sich jemand zu Beethoven verurteilt glaubte, wird nicht berichtet. Ob darnach gefragt wurde?

Der "mensch M." läßt guten Willen erkennen, aber dann -"gegen mittag"- beginnt die Musik zu wirken; er sucht den Schutz seines Hauses, -lobt die "dicke der mauern".