- 79 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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Hornsignale. Ebd. S. 246.


Das im Militärreglement für das Signal angegebene Tempo von 90–95 Schritten pro Minute dürfte für Mahlers Lied angemessen sein.

Erste Aufschlüsse über Mahlers spezifische Gestaltung dieses Liedes liefert ein Vergleich mit der Volksliedmelodie zu dem Text. Erk-Böhme übermittelt drei melodische Lesarten dieses Textes.41

41
Erk-Böhme III, Nr. 1338–1340.
Fritz Egon Pamer notiert in seiner – bei Guido Adler eingereichten – Wiener Dissertation über die Lieder Mahlers von 1922 die erste Lesart von Erk-Böhme mit der Bemerkung »ein noch heute vielgesungenes Volkslied«42
42
Fritz Egon Pamer, Gustav Mahlers Lieder. Eine stilkritische Studie, Wien 1922, S. 35.
. Daraus geht hervor, daß eben diese Lesart um die Jahrhundertwende in Wien und Österreich verbreitet war. Schon die frühesten Biographen übermitteln Mahlers große Kenntnis von Volksliedern. Specht schreibt 1905, Mahler habe als vierjähriges Kind hunderte von Volksliedern zu singen gewußt43
43
Richard Specht, Gustav Mahler, Berlin 1905, S. 19.
. In der erweiterten Ausgabe seines Buches präzisiert er 1913, Mahler habe von den Soldaten seiner Heimatstadt hunderte und hunderte von Volks- und Soldatenliedern gelernt und als zwei- bzw. vierjähriges Kind mehr als 200 solcher Lieder zu singen gewußt44
44
Richard Specht, Gustav Mahler, Berlin und Leipzig 1913, S. 2, 164.
. Man darf also annehmen, daß Mahler die Volksliedmelodie zum Revelge-Text der Wunderhorn-Sammlung kannte, obwohl die Herkunft des Liedes nicht in Böhmen liegt, wie Klusen mehrfach dargelegt hat.45
45
Ernst Klusen, Die Liedertexte Gustav Mahlers, in: Sudetendeutsche Zeitschrift für Volkskunde 6 (1933), S. 180 f.; Ders., Gustav Mahler und das böhmisch-mährische Volkslied, in: Bericht über den int. musikwiss. Kongreß Kassel 1962, hg. v. G. Reichert und M. Rust, Kassel 1963, S. 247f.
Vladimir Karbusicky manifestiert Mahlers Kenntnis von vor allem tschechischen Volksliedern, vermittelt durch ein Dienstmädchen.46
46
Vladimir Karbusicky, Gustav Mahler und seine Umwelt, Darmstadt 1978, S. 34. Karbusickys Quellenangabe ist fehlerhaft.
In Iglau gab es neben der tschechischen einen erheblichen Teil deutscher Bevölkerung, die ihre eigenen Volkslieder tradierten, ferner kommt die Garnison als Ort in Betracht, wo Mahler dieses Soldatenlied kennengelernt haben könnte. Schließlich war Mahler, als er mit 39 Jahren den Text vertonte,


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