dem er mit voller Beruhigung ein Werk von sich anvertrauen mochte.177 Briefe Mahlers an Alma, S. 474. |
Zu Frau Mengelberg kommentiert Mahler gegenüber Alma etwas abschätzig, sie käme »aus dem Geschlechte derer van Droogstoppl und Kannitverstahn«, womit er auf einen holländischen Kolonialroman anspielt178 Briefe Mahlers an Alma, S. 69. |
. Klaus Pringsheim erinnert sich, Mahler habe ihm gesagt, »er könne kaum glauben, daß Mengelberg, dessen ganze Musikerpersönlichkeit von der seinen so gänzlich verschieden war, für seine Musik, und was dahinter lag, volles Verständnis habe«179 Klaus Pringsheim, Erinnerungen an Gustav Mahler, in: Neue Zürcher Zeitung, 7.7.1960. |
. Ganz anders beschreibt Mahler dagegen Alphons Diepenbrock. Er nennt ihn »sehr interessant«, er sei »ein so prachtvoller Kerl«. »An Diepenbrock habe ich eine Freude«, schreibt er Alma, »ein tiefer und treuer Mensch.«180 Briefe Mahlers an Alma, S. 171, 411f. |
Mehrmals notiert Diepenbrocks Gattin Elisabeth in ihr Tagebuch, wieviel Wert Mahler auf das Zusammensein mit Diepenbrock während seiner Holland-Aufenthalte gelegt habe. »Mahler ist auf Fons versessen,« schreibt sie, »will ihn immer überall dabei haben«.181 Eduard Reeser, Gustav Mahler und Holland, Wien 1980, S. 14ff. |
Diepenbrock, 1862 geboren und einer katholischen westfälischen Familie entstammend, war studierter Altphilologe und als Komponist Autodidakt. Von der Weite seines geistigen Horizonts zeugt besonders sein in acht Bänden erschienener Briefwechsel182 Alphons Diepenbrock, Brieven en documenten, 8 Bände, Amsterdam 1962ff, eine Kurzbiographie in einem 1912 geschriebenen Brief, Bd. VII, Amsterdam 1995, S. 400f. |
, in dem auch Mahler eine wichtige Rolle spielt. Wenn man also von einer gewissen inneren Nähe Mahlers zu Diepenbrock – und umgekehrt – ausgehen kann, so gewinnt Diepenbrocks Sichtweise der Dritten Symphonie Mahlers, die Diepenbrock bei seiner ersten Begegnung mit Mahler im Oktober 1903 kennenlernte, eine besondere Bedeutung: »Bei seiner 3. Symphonie denke ich mit Wehmut an Strauss’ Heldenleben und Don Quichotte. Nicht nur ist das Neo-preußisch-Vernickelte in dieser 3. zu einem Minimum reduziert, vielmehr steht dieses Werk durch die vielen Volkslieder (auch ein prachtvoller Frauenchor aus Des Knaben Wunderhorn) selbst in direktem Gegensatz zu dem soeben genannten Vernickelten. Diese Musik ist nicht inspiriert durch das, was die Preußen ›das Gründerthum‹ nennen, im Gegensatz zu Don Quichotte und dem Helden vom Heldenleben, die beide als ›Philister‹ enden und mit dem Himmel nur interurban telefonisch verbunden sind. Bei Mahler ist das anders.«183 Brief an J.C. Hol vom 30.10.1903, zit. nach Reeser, Mahler und Holland, S. 10. |
Dieses Verstehen von Mahlers Musik wäre auch von der rezeptionsgeschichtlichen Seite her näher zu beleuchten – es berührt sich im Verstehensmuster, nicht in den Ergebnissen, mit Romain Rollands Bericht über das Straßburger Musikfest 1905, bei dem Mahlers Fünfte Symphonie, die Sinfonia Domestica von Richard Strauss und Werke französischer Gegenwartskomponisten, u.a. César Francks Béatitudes aufgeführt wurden.184 Vgl. dazu Stefan Hanheide, Zur Mahler-Rezeption von Romain Rolland, in: Nachrichten zur Gustav-Mahler-Forschung 36 (1997). |
Hier belegt Diepenbrocks briefliche Mitteilung, daß diese von Mahler außerordentlich geschätzte Person eine politische Dimension in seine
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