Auch hier soll eine schlaglichtartige Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse den Abschluß bilden:

• Der Erste Weltkrieg – sei er 1906–07 bevorstehend oder nach 1919 erlebt – spielt in den Rezensionen kaum eine Rolle. Nur in wenigen Einzelfällen wird nach 1919 darauf verwiesen.
• Der Marschcharakter wird besonders für den ersten Satz deutlich hervorgehoben, weniger für den vierten und gar nicht für das Scherzo. Jede Charakterisierung des Marsches ist weit entfernt von der Erscheinungsweise des typischen Parade-Marsches. Immer wird er mit Epitheta wie mit trotziger Brutalität, im Grobschmieds-Stil, hart, hingehämmert, kriegerisch, trotzig, dämonisch, ernst usw. verbunden.
• Als berechtigt erweist sich somit die Aussage Leonard Bernsteins, daß die Zeitgenossen endlose, brutale, fast manische Märsche hörten, aber weder den Doppeladler noch das spätere Hakenkreuz auf den Uniformen der Marschierer erkannten. Ebenso zutreffend ist die Aussage Redlichs, daß den Zeitgenossen Mahlers diese Musik teils unverständlich, teils lächerlich erschien. Darauf weisen auch die Rezensionen 1906–07 hin, die die Musik als brutal, bizarr oder lärmend bezeichnen.
• Als bleibendes Charakteristikum wird in der Musik Zerstörungspotential wahrgenommen, manchmal verbunden mit Untergangsmetaphorik. Gegenstand der Zerstörung ist häufiger ein Individuum als eine Welt, besonders nach 1919 zum Teil Mahler selbst.
• Nach 1919 wird deutlich stärker das Negative, Pessimistische, Düstere und Grauenvolle in der Musik empfunden, verknüpft mit der Niederlage im Kampf. Verbunden mit der Zerstörungs- und Untergangswahrnehmung zeigt sich hierin das zentrale Rezeptionsfeld der Sechsten Symphonie zwischen 1919 und 1933.