Parallelen
auf, als dass es sich hier um einen Zufall handeln könnte. Es ist daher durchaus legitim,
den Kontext der Musik mit der Handlung des Films in Verbindung zu setzen. Freilich
hängt das Erkennen einer Interaktion von filmischem und musikalischem Inhalt stets von
der Determination des Filmbetrachters ab, doch sei auch bei Nichtkenntnis
des Textes und Inhaltes auf die musikalische Klangsprache verwiesen, deren
Ausdruckscharakter und Neuartigkeit sich in zeitgenössischen Dokumenten
widerspiegelt217
FazitBlack Moon ist als ein filmisches Experiment anzusehen, in dem der Regisseur auf unkonventionelle Weise seine Träume und Gedanken ausdrückt. In der Rahmenhandlung einer apokalyptischen Zukunftsvision handelt der Film von der Entwicklung des Mädchens Lily, das durch die Erfahrungen mit der Erwachsenenwelt das anfängliche Stadium der Pubertät verlässt. Neben zahlreichen Referenzen an verschiedene Mythologien laden manche Bilder zu einer psychoanalytischen Ausdeutung ein, so zum Beispiel, wenn Lily ihre Unterhose verliert oder mit Insekten in Kontakt kommt. Die Struktur des Films ist von mehreren Entwicklungssträngen und wiederkehrenden Motiven bestimmt, während eine stringente dramaturgische Handlung dagegen ausbleibt. Die Verwendung von Musik beweist Malles Einfühlungsvermögen und seine Kenntnis der Inhalte und Kontexte von Werken wie Wagners Musikdrama Tristan und Isolde. Sowohl der Einsatz als ironisch-kontrapunktischer Kommentar der Handlung, als aber auch die atmosphärische Kraft der Musik im Zusammenspiel mit Kulisse, Personen und Licht (Segmente 52–53) provozieren eine Faszination, deren Effekt aus der ungewöhnlichen Verbindung von Musik mit den anderen filmischen Parametern resultiert. So bewirkt der Einsatz von Tristan und Isolde in der Aufführung vor den nackten Kindern im Beisein von Tieren und mit Andeutungen einer Opferzeremonie die ungemein sinnliche Ausstrahlung der Szene:
»C’est là où l’imminence des choses est ressentie le plus sensuellement. Chaque apparition des enfants nus est troublante, mais quand ils sont assis dans la pénombre de cette pièce rouge, autour des chanteurs, les voix fragiles, les visages, l’attente ... Cette séquence m’a donné des frissons. Et quand le jour se lève, on sait que ce monde va disparaître, avec tous ses personnages.«218
Vielleicht ist es die Stärke des Films, beim Zuschauer gefühlsmäßige Reaktionen hervorzurufen, wobei dieser sich gar nicht sicher ist, woraus diese Emotion resultiert. Ohne es direkt anzusprechen, scheint der Film eine Vielzahl von Themen und Gefühlen zu evozieren, die ihre Grundlage womöglich in erlebten Situationen |