met (der Begriff ist in dieser Szene wahrhaftig zutreffend). Hier finden die düsteren Klänge des Vorspanns ihre erste Bestätigung; das Eheleben der Tourniers ist von patriarchalischer Härte und eklatanter Interessendivergenz gekennzeichnet. Henri ist nicht fähig, seiner Frau die Aufmerksamkeit und Liebe zu geben, die sie verlangt. Gleichzeitig steht die Musik Brahms’ stellvertretend für die Musikpräferenz der französischen Bourgeoisie. Nahezu die gleichen Takte der I. Variation werden in Take 6 verwendet; bezeichnenderweise erneut in der Bibliothek und abermals mit der Schallplatte als Tonquelle. Die formale Parallelität zu Take 2 ist offensichtlich. Dennoch ist die Stimmung eine andere: Jeanne kämmt sich die Haare, während die Musik aus der Bibliothek in ihr Zimmer dringt; es ist spät nachts und sie ist sich ihrer frustrierenden Lage bewusst geworden: ein verhasster Gatte auf der einen, ein lächerlicher Liebhaber auf der anderen Seite.59
Die Musik wirkt hier wie eine Einladung, wie ein fernes Rufen, dem Jeanne gehorcht. Gleichzeitig beginnt die Musik, ihre ursprüngliche Beschriftung zu verlieren. Denn von nun an wird die Musik nicht mehr allein Henri und dem Ort, der Bibliothek zugeordnet, sondern auch dem Studenten Bernard, der offensichtlich neben der Abscheu gegenüber Jeannes oberflächlichen Pariser Freunden mit Henri den gleichen Musikgeschmack teilt. Take 6 dient als Überleitung zum zweiten Abschnitt des Films. Beim Hinaustreten aus der Bibliothek in den Garten beginnt der romantische Teil. Der folgende Musikeinsatz ist mit 388 sec der längste des gesamten Films. Nachdem Jeanne mit Bernard ziellos im Garten spazieren gegangen ist und zunehmend ihre mondäne ›Pariserinnen‹-Fassade ablegt, kann sie seinem Charme nicht länger widerstehen. Es erklingt nun das Thema (wie im Vorspann), gleichzeitig erklärt der Off-Kommentar Jeannes Gefühle: »On ne résiste pas au bonheur.«61
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