bunten Erzählungen Gregorys
aus, sondern überlässt es dem Filmbetrachter, sich die Bilder vorzustellen und zu
interpretieren.
Worüber wird geredet? Gregory, der den Gesprächsabend mit einem langen Monolog
eröffnet, erzählt von zahlreichen Selbsterfahrungs-Workshops, so von einem Theaterkurs
in einem polnischen Wald, von einem schottischen Dorf, das er besucht hat und dessen
Bewohner mit Pflanzen reden, und von der Sahara, wo er den Kleinen Prinzen von
Saint-Exupéry inszenieren wollte. Er beklagt, dass die Menschheit in einer
gewissen Trance lebe und dass er sich nur noch in Extremsituationen lebendig
fühle. Die Realität werde im Alltag nicht mehr wahrgenommen, das Leben
verkomme zur Gewohnheit. Shawn stimmt mit Gregory im Hinblick auf die
roboterhafte Erstarrung des Menschen in der Gesellschaft überein, sucht jedoch
nicht in den Extremerfahrungen die Erfüllung. Er erfreut sich vielmehr an den
kleinen Freuden des Alltags, wie seiner Freundin Debbie oder der neuerworbenen
elektrischen Heizdecke. Weder Gregory noch Shawn vermögen ihr Gegenüber
von den jeweiligen Positionen zu überzeugen, so dass das Gespräch ungelöst
bleibt.
Durch die Konversation der beiden Freunde werden deren unterschiedliche Wesen
deutlich: Gregory, der etwas hochtrabende und von sich selbst überzeugte, elegante
Weltenbummler, der egozentrisch zunächst nur von sich erzählt, und Shawn, der
schon durch seine äußere Erscheinung wie eine Karikatur wirkt, mit den Namen
der französischen Gerichte auf der Speisekarte nichts anfangen kann und im
ersten Teil des Films geduldig den Ausführungen seines Kollegen lauscht, dessen
überraschte Exklamationen aber gleichzeitig wie ironische Kommentare auf die
Abenteuergeschichten des ersteren wirken. Im Laufe des Gesprächs kommt Shawn in
verstärktem Maße zu Wort und agiert als eine Art Verteidiger der menschlichen
Existenz, während Gregory mit einem lakonischen Pessimismus als deren Zweifler
auftritt.
Die Tonspur
Der Dialog bestimmt den wesentlichen Teil der akustischen Gestaltung des Films.
Während Malle in der Einleitung den Klang Manhattans mit U-Bahn-Geräuschen und
Verkehrslärm wiedergibt und dazu die Off-Stimme Shawns montiert, wird der Hauptteil
in erster Linie vom Gespräch bestimmt. Im Hintergrund vernimmt der Filmbetrachter
das Stimmengewirr der übrigen Gäste und Salonmusik, die von einem Trio (Klavier,
Violine, Bass) im Restaurant gespielt wird und die als Kennzeichen für die Qualität und
den Rang des Etablissements dient. Wally fühlt sich in dieser für ihn fremden Umgebung
bis zum Erscheinen Gregorys sichtlich fehl am Platze, was sich darin äußert,
dass er mit scheinbar verständnislosem Blick von der Bar aus die Musikkapelle
betrachtet.
Die Stimmen der Gäste werden im Laufe des Films immer spärlicher, bis sie gänzlich
verstummen. Parallel dazu werden die Geräusche der Kellner und Bediensteten in
zunehmendem Maße vernehmbar – ein Indiz dafür, dass die beiden Freunde Zeit und
Raum vergessen haben und nur noch in ihren Gesprächsthemen leben, während die Zeit
bereits vorangeschritten ist und die Belegschaft des Restaurants den Feierabend
herbeisehnt.
Das dramaturgisch herausragende Element der Tonspur ist jedoch die Verwendung der
Musik Erik Saties im Epilog – vor allem, weil es die einzige Musik ist, die im Off erklingt
und zudem noch an einer sehr exponierten Stelle, nämlich im
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