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nur eine untergeordnete Rolle, so dass eine ausführliche Analyse des Soundtracks nicht notwendig erscheint.

  My Dinner With André

Louis Malles Film aus dem Jahre 1981 basiert auf einer Idee des New Yorker Bühnenautors und Schauspielers Wallace Shawn und des Theaterregisseurs André Gregory. Diese hatten vor, ein Drehbuch über ein fiktives Abendessen zu schreiben, in dessen Verlauf sie ihre Erfahrungen aus den Siebzigern vergleichen wollten – nach langen Reisen war André wieder nach New York zurückgekehrt. Malle kannte Shawn durch den Autor John Guare (vgl. Atlantic City, U.S.A.) und hatte ihm bereits in Atlantic City, U.S.A. eine kleine Rolle als Kellner zugeteilt. Von den gegensätzlichen Figuren fasziniert, nahm Malle den Vorschlag an, obwohl er sich der formalen kinematographischen Herausforderung (der Film spielt knapp zwei Stunden lang fast ausschließlich in einem Restaurant) wohl bewusst war.

Formaler Aufbau und Inhalt

Nach einer vierminütigen Einleitung, die Wallace auf dem Weg ins Restaurant zeigt, spielt der Hauptteil des Filmes in einem Nobelrestaurant, bevor Wallace am Ende des Films noch für ca. eine Minute in einem Taxi auf dem Heimweg gezeigt wird. Während Malle in der Einleitung eine typische New Yorker Atmosphäre einzufangen versucht (Straßenschluchten, Verkehrsgewühl, U-Bahn, Passanten, Lärm), beschränkt er sich während des Essens auf zwei Grundperspektiven: Einstellung auf den Erzählenden und Gegeneinstellung auf den Zuhörenden. Dabei fängt er die Personen meistens in Amerikanischer oder Großeinstellung ein. Er verzichtet auf visuelle Effekte oder rasante Kamerafahrten. Unterbrochen wird die Handlung lediglich durch den Kellner, der die Gerichte serviert und Wein einschenkt. Das Gespräch scheint in Echtzeit zu verlaufen,646

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Lediglich der Ausspruch Shawns am Ende, dass die übrigen Gäste das Restaurant schon ›seit Stunden‹ verlassen zu haben scheinen, ist ein Indiz dafür, dass die Dauer des Gesprächs die Echtzeit überschreitet.
es werden keine Rückblenden oder andere Einschübe vorgenommen. Die Erzählperspektive erfolgt zunächst aus der Sicht Shawns, der mit der Off-Stimme über seinen Status, seine Lebensweise und über den Anlass für sein Treffen mit Gregory informiert. Im Restaurant setzt sich diese Perspektive durch die zunächst das Gespräch dominierende Persönlichkeit Gregorys fort; letzterer lässt Shawn kaum mehr Zeit als zu erstaunten Ausrufen und kurzen Zwischenfragen: »›I wanted the spectator to take Wally’s point of view at the start,‹ says Mr. Malle. ›He’s supposed to think, what am I doing with this crazy guy?‹ [. . . ]«.647
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Atlas, James: »The Artistic Recipe for ›My Dinner With André‹«. In: The New York Times 28. 2. 1982
Im Laufe des Films verschiebt sich die Perspektive des Filmbetrachters, der nun mit am Tisch zu sitzen scheint und den jetzt gleichmäßiger verteilten Ausführungen der beiden folgt: »And by shooting at close range, Mr. Malle has managed to create the illusion that we are there at the table, sharing with these two characters the intimate details of their lives [. . . ]«648
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Ebda.


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