- 227 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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motiviert sind, weichen diejenigen, die extern die Handlung begleiten, stilistisch nicht von den übrigen ab, so dass auch sie von einem imaginären Orchester im Bild herrühren könnten. Somit ist zu erklären, warum die Musik trotz ihres verhältnismäßig großen Anteils an keiner Stelle überflüssig erscheint und der Anteil von über 50 % an der Gesamtlänge nicht auffällt. Louis Malle selbst sagt denn auch, dass er die Musik dezent einsetzte: »In Pretty Baby, jazz was a part of the scene – the beginning of jazz. It was a part of daily life, but I used it very discreetly because I didn’t feel the picture needed a score.«607
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Yakir (1978b), S. 10

Stärker noch als die Django Reinhardt-Takes in Lacombe Lucien ist die Musik mit einem gewissen Ort verbunden. Somit geht sie mit den visuellen Aspekten des Films (Einrichtung des Bordells etc.) und den übrigen auditiven (Geräusche und Dialoge) eine Einheit ein, in die sie fest integriert ist.

Neben dieser ›natürlichen‹ Begleitung der Handlung treten vor allem die atmosphärischen Qualitäten der Musik hervor, die auch Malle hervorhebt: »In the picnic, there’s that New Orleans combo playing ›After the Fall‹,608

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Es handelt sich hier offensichtlich um einen Druckfehler. Der korrekte Titel lautet After the Ball.
a very famous song of that time, and it’s very much in the spirit of the scene, but it wasn’t written for it.«609
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Yakir (1978b), S. 10
Malle bezeichnet den Gebrauch der Musik in diesem Film als comment, wobei in seiner Beschriftung der Wörter comment im Gegensatz zu counterpoint, also Kontrapunkt, steht: »Sometimes I use music as a comment, and at other times as a counterpoint: against the mood [. . . ]. I’d say it’s used more as a comment in Pretty Baby610
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Ebda.
Somit stimmen die atmosphärischen Qualitäten der Musik in den meisten Fällen mit der Grundstimmung der Bilder überein, wobei allerdings die Schwierigkeit auftaucht, dass Bilder in den seltensten Fällen eine eindeutige Grundstimmung haben. Zweifellos korrespondiert die Musik in den meisten Fällen mit der Atmosphäre des Bordells; es entsteht nicht der Eindruck, als ob es den Prostituierten samt Violet elend und schlecht ginge. Dass deren Leben dennoch nicht frei von Sorge ist und gerade Violet ständig zwischen der Rolle als Kind und Erwachsene pendelt, kommt meistens dann zum Vorschein, wenn die Musik einmal schweigt. So hat die Musik einen großen Anteil an der Aufhebung des traditionellen Moralgefüges (vgl. Einleitungskapitel zu diesem Film). Es wohnt ihr eine Art euphemistische Ablenkungsfunktion inne – sie vermag den Filmbetrachter in eine angenehme Atmosphäre einzulullen, die ihn die eigentliche Problematik und Perversität einiger Filmszenen verdrängen lässt. Allerdings ist die moralische Verurteilung der Kinderprostitution und die daraus resultierende, vom heutigen Zuschauer möglicherweise empfundene Kontrapunktierung durch die Musik stets im Kontext der Epoche zu sehen. Zur Zeit der Handlung des Films war diese Form von käuflichem Sex durchaus etabliert und an der Tagesordnung. So ist auch der Gebrauch bzw. die Wirkung der Musik auf den heutigen Filmbetrachter nicht mit der zeitgenössischen Rezeption zu vergleichen. Musik war in jenen Tagen ein unverzichtbarer Bestandteil derartiger Etablissements, und der Kontrast der alkoholseligen Festmusik zur menschenverachtenden Institution des Kinderbordells wurde nur von derart sensiblen Personen erkannt, wie sie im Film Bellocq und Claude darstellen,

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