einen
kurzen Moment wieder heiter wird, dann jedoch kontinuierlich düsterer und
schwermütiger wird. Das Endstadium ist in Take 22 erreicht, wenn die Nadel auf der
Platte springt. Parallel dazu verhält sich die Entwicklung der Situation für die
Kollaborateure, die nach rauschenden Festen (Segmente 19/20 und 53–57) immer
hoffnungsloser wird, bis die letzten Überlebenden bei dem Überfall in Segment 82
getötet werden. Durch die Zuordnung dieser Musik zum Gestapo-Milieu und dem Hôtel
des Grottes verhält sie sich antithetisch zur anderen großen musikdramaturgischen
Gruppe, der klassischen Klavierwerke.
Die Rolle der KlaviermusikIn fünf Takes montiert Malle klassische Klaviermusik (die beiden von Lucien gespielten Cluster werden an späterer Stelle gesondert behandelt), die in allen Fällen durch das Bild motiviert ist. Sie wird von France, der Tochter Albert Horns, in deren Wohnung am Flügel gespielt. Es erklingen in folgender Reihenfolge Beethoven: Sonate Nr. 31 op. 110 As-dur, I. Satz, Schumann: Carnaval op. 9, Beethoven: Sonate Nr. 14, op. 27, 2 cis-moll, III. Satz und I. Satz. Das fünfte Take besteht aus dem Üben mehrerer Motive eines nicht identifizierten Stückes. Die Klaviermusik hat mehrere Funktionen. Sie ist Kennzeichen der (ehemaligen) sozialen Stellung der Horns und der Erziehung, die France genossen hat. Hans-Christian Schmidt hat in seiner Analyse bezüglich des Stückes Für Elise im Film Rosemary’s Baby (USA 1967; Regie: Roman Polanski) ausführlich auf die Rolle der Klaviermusik als Indiz für bürgerliche Musikkultur hingewiesen.545
Eine Besonderheit des Films ist, dass sich France zunächst durch die Musik präsentiert, bevor der Filmbetrachter sie zu Gesicht bekommt; dieser vernimmt lediglich das Klavier durch die verschlossene Tür, ohne jedoch zu wissen, wer dort spielt. Laut Schmidt kann aufgrund der Auswahl der Stücke und deren Schwierigkeitsgrad vermutet werden, dass hinter der Tür ein »kunstsinniger, ernsthafter Mensch«546
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