- 206 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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einen kurzen Moment wieder heiter wird, dann jedoch kontinuierlich düsterer und schwermütiger wird. Das Endstadium ist in Take 22 erreicht, wenn die Nadel auf der Platte springt. Parallel dazu verhält sich die Entwicklung der Situation für die Kollaborateure, die nach rauschenden Festen (Segmente 19/20 und 53–57) immer hoffnungsloser wird, bis die letzten Überlebenden bei dem Überfall in Segment 82 getötet werden. Durch die Zuordnung dieser Musik zum Gestapo-Milieu und dem Hôtel des Grottes verhält sie sich antithetisch zur anderen großen musikdramaturgischen Gruppe, der klassischen Klavierwerke.

Die Rolle der Klaviermusik

In fünf Takes montiert Malle klassische Klaviermusik (die beiden von Lucien gespielten Cluster werden an späterer Stelle gesondert behandelt), die in allen Fällen durch das Bild motiviert ist. Sie wird von France, der Tochter Albert Horns, in deren Wohnung am Flügel gespielt. Es erklingen in folgender Reihenfolge Beethoven: Sonate Nr. 31 op. 110 As-dur, I. Satz, Schumann: Carnaval op. 9, Beethoven: Sonate Nr. 14, op. 27, 2 cis-moll, III. Satz und I. Satz. Das fünfte Take besteht aus dem Üben mehrerer Motive eines nicht identifizierten Stückes.

Die Klaviermusik hat mehrere Funktionen. Sie ist Kennzeichen der (ehemaligen) sozialen Stellung der Horns und der Erziehung, die France genossen hat. Hans-Christian Schmidt hat in seiner Analyse bezüglich des Stückes Für Elise im Film Rosemary’s Baby (USA 1967; Regie: Roman Polanski) ausführlich auf die Rolle der Klaviermusik als Indiz für bürgerliche Musikkultur hingewiesen.545

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Vgl. Schmidt (1976b)
Ähnlich verhält es sich auch in Lacombe Lucien. Dennoch geht Malle einen Schritt weiter: Der Schwierigkeitsgrad der gespielten Stücke übersteigt den des Stückes Für Elise bei weitem; demnach kann man vermuten, dass France eine professionelle Pianistin ist oder zumindest sein könnte, was später durch den Kommentar ihres Vaters über ihre zerschlagene Konservatoriumskarriere bestätigt wird.

Eine Besonderheit des Films ist, dass sich France zunächst durch die Musik präsentiert, bevor der Filmbetrachter sie zu Gesicht bekommt; dieser vernimmt lediglich das Klavier durch die verschlossene Tür, ohne jedoch zu wissen, wer dort spielt. Laut Schmidt kann aufgrund der Auswahl der Stücke und deren Schwierigkeitsgrad vermutet werden, dass hinter der Tür ein »kunstsinniger, ernsthafter Mensch«546

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Vgl. Schmidt, Hans-Christian (1982b): Filmmusik (Musik aktuell. Analysen, Beispiele, Kommentare. Bd. 4, hrsg. v. Helmut Segler). Kassel: Bärenreiter 1982, S. 101
sitzt. Zweifelhaft ist jedoch die Vermutung von Merten, dass das Klavierspiel Schlüsse auf das Geschlecht des Spielers ermöglicht.547
547
Vgl. Merten, Jessica: Semantische Beschriftung im Film durch ›autonome‹ Musik. Eine funktionale Analyse ausgewählter Themen. Osnabrück: Electronic Publishing 2001, S. 191
Die oben bereits angesprochenen Anforderungen, die die Stücke vom Pianisten erfordern, rücken das oft verwendete Bild der ›höheren Tochter aus bürgerlichem Haus‹, die Salonstücke spielt, in weite Ferne. Zwar mag der zitierte Beginn der As-dur-Sonate Beethovens aufgrund seiner pianistisch leichteren Anforderungen und des vermeintlich sentimentalen Gestus noch in dieses Bild passen, der weitere Verlauf der Sonate (die freilich nicht vollständig im Film erklingt) widerlegt jedoch diese These. Somit

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