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wurde verzichtet. Leider waren der Film Touiste encore (1962) und das Porträt der Schauspielerin Dominique Sanda Close up (1976) nicht verfügbar, so dass sie an dieser Stelle nicht aufgeführt werden.

  Calcutta / L’Inde fantôme

  Entstehung und Ãsthetik der Filme

Indien, um eine Reihe von acht französischen Filmen zu zeigen, unter anderem auch Le Feu follet. Vom Land fasziniert, startete Malle zu Beginn des Jahres 1968 eine weitere Reise, nun von Kameramann Etienne Becker und Toningenieur Jean-Claude Laureux begleitet. In den folgenden vier Monaten bereiste das Team Indien, ohne eine genaue Reiseroute oder ein filmisches Konzept zu haben. Das Ergebnis dieser Reise sind zwei Werke: der 100-minütige Film Calcutta, welcher im Kino gezeigt wurde und die siebenteilige, jeweils fünfzig Minuten lange Serie L’Inde fantôme, die zunächst vom französischen Fernsehen ausgestrahlt wurde (ORTF, 2. Programm) und erst 1975 in europäische und amerikanische Kinos kam.

In Indien und in der indischen Gemeinde in England riefen die beiden Werke scharfe Proteste und heftige Kontroversen hervor; die indische Regierung forderte die BBC auf, die Ausstrahlung der Serie einzustellen. Malle erhielt ein offizielles Einreiseverbot nach Indien, obwohl die Filme in diesem Land nie gezeigt wurden. Einer der Hauptvorwürfe gegen den Regisseur war, dass er ein für viele Inder der Oberschicht einseitiges Bild des Landes geschaffen habe, das von Armut und Elend bestimmt sei und die Leistungen des modernen Indien ausspare. Malle verteidigte sich, indem er auf die Allgegenwart der Armut hinwies und vor allem seine Faszination und seinen Respekt für die indische Kultur und Religion als Hauptanliegen anführte.

Für den westlichen Filmbetrachter eröffnet sich in den Dokumentarfilmen über Indien eine faszinierende fremde Welt, die derart von seinen Maßstäben abweicht, dass Sylvie Pierre in der Einleitung des Cahiers du Cinéma-Artikel über Calcutta schreibt: »c’est la réalité qui déjà pour nous est semi-fictionnelle: tellement étrangère, incroyable. Arrivons-nous à croire qu’on meure de faim, et dans la rue?«331

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Sylvie Pierre in: Comolli, Jean-Louis/Narboni, Jean/Rivette, Jacques: »›Calcutta‹. Entretien avec Louis Malle«. In: Cahiers du Cinéma 211 (4/69), S. 27–34; 60–61, hier S. 27 (»Es ist die Realität, die uns bereits halb erfunden erscheint: derart fremd und unglaublich. Können wir glauben, dass man aus Hunger stirbt und das auf der Straße?«)

Die siebenteilige Fernsehserie ist nach thematischen, chronologischen und geografischen Gesichtspunkten gegliedert. In den einzelnen Kapiteln beschäftigt sich Malle unter anderem mit der Religion, dem Kastensystem, Madras und Bombay und dem Status von Ausländern in Indien. Calcutta ist nicht in einzelne Kapitel getrennt; Malle behandelt in diesem Film verschiedene Aspekte der indischen Gesellschaftsschichten, von Leprakranken und Slumbewohnern über Studenten und Arbeiter bis hin zur anglisierten Oberschicht, die ihre Zeit mit Pferderennen und Golfspielen verbringt.


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