- 118 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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montiert Malle in zwei Sequenzen den Auftritt der verstorbenen Mme Vieuzac. In Sequenz 11 erscheint sie neben dem immer noch ihr Grab aushebenden Léonce, und am Schluss spielt sie Klavier und tanzt schließlich mit ihrem Sohn. Entgegen der Meinung Jean-Claude Carrières, der dem Film lieber eine realistischere Dimension verliehen hätte, war das Wiederauftauchen der Mutter für Malle von Anfang an geplant – »und ich will gar nicht versuchen, es zu rechtfertigen oder rational zu erklären. Sie wartet auf ihn, wenn er zurückkommt. [. . . ] Ich versuchte nicht, realistisch zu sein.«289
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Malle in French (1998), S. 253
Mit diesen surrealen Traumsequenzen stellt Malle das Verhältnis der Toten zu den ihr treu ergebenen Personen Léonce und Milou dar. Gleichzeitig verleiht es dem Film die Aura eines Märchens oder einer Fabel, die für Milou letztendlich doch positiv ausgeht. Inspiriert wurde Malle für diese Szenen durch Träume, in denen seine 1982 verstorbene Mutter auftauchte und die für ihn etwas Tröstendes hatten.290
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Vgl. ebda., S. 253 f.

Durch diese metaphysischen Elemente fällt der Film aus der Reihe von Malles Filmen der 80er- und 90er-Jahre heraus (vgl. Alamo Bay, Au revoir les enfants, Fatale, Vanya on 42nd street), die mehr oder weniger realistische Porträts und Schilderungen einer Gesellschaftsgruppe bzw. einer Beziehungskonstellation sind. In Bezug auf die Musikdramaturgie stellt sich die Frage, inwieweit sie diesem Umstand Rechenschaft trägt.

  Die Musik im Film

Die Musik zum Film Milou en mai besteht in erster Linie aus dem Soundtrack, den der Geiger Stéphane Grappelli291

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Der 1908 geborene Stéphane Grappelli wurde durch seine Zusammenarbeit mit dem Swing-Gitarristen Django Reinhardt und der Formation Hot-Club de France bekannt. Grappelli gilt als einer der wichtigsten Interpreten der Jazz-Violine. Er starb 1997 in Paris.
eigens für den Film komponierte. Zudem verwendet Malle Musik im On, die von Claire am Klavier gespielt wird: das Debussy-Prélude Général Lavine ›eccentric‹, die Cherubino-Arie (Voi che sapete) aus Le Nozze di Figaro von Mozart, eine Barock-Fuge und das Lied La fille du bédouin aus der Operette Le Comte Obligado von Raoul Moretti. An anderen Stellen erklingen mehrmals die Internationale und nach der Radioansprache von de Gaulle die Marseillaise.

Die Musik Grappellis

»Dès l’écriture du scénario de ›Milou en mai‹, j’entendais le violon de Stéphane Grappelli dialoguer avec mes personnages. Quand Stéphane a vu le premier montage, j’ai eu la joie de constater à quel point il se sentait chez lui dans l’atmosphère ironique et tendre du film. Le reste était facile.«292

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Louis Malle im Booklet der CD Milou en mai (CBS 14-466285-10). (»Vom Schreiben des Drehbuchs an hörte ich die Geige Grappellis mit meinen Figuren ein Zwiegespräch führen. Als Stéphane die erste Montage sah, erfreute es mich zu sehen, wie sehr ihm die ironische und sanfte Atmosphäre des Films lag. Der Rest war einfach.«)


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